… Bei Futtermitteln scheiden sich die Geister.
Nassfutter, Trockenfutter oder gar Biologisch Artgerechtes Rohes Futter?
Jeder Hersteller postuliert sein Futter als das Optimale, bietet vielfach verschiedene Varianten gemäß unterschiedlicher Aktivität, Alter und/oder Gesundheitszustand des Hundes an.
Doch was ist das Richtige für den Hund?
Der Besitzer muss sich oft durch einen regelrechten Dschungel aus Angeboten kämpfen bevor er eine annehmbare Lösung findet. Quillt das Futter, reagiert der Hund allergisch, hat er Mundgeruch, löst er sich richtig, werden die Analdrüsen geleert?
Punkte, die nicht auf den ersten Blick auf die Futterration erkennbar sind.
Welche Rasse hat mein Hund, wie viel Aktivität hat er, wie alt ist er? Ist es ein großer oder kleiner Hund, hat er Unverträglichkeiten, muss er extra Inhaltsstoffe für Gelenke zu sich nehmen?
Viele Aspekte und keine allgemein gültige Lösung wird einem recht schnell klar.
Handelt es sich um ein Alleinfuttermittel, das den Nährstoffbedarf deckt oder nur um ein Ergänzungsfutter, welches zur Ergänzung mit anderen Mischfuttermitteln gefüttert werden muss um den Nährstoffbedarf zu decken? Nass oder trocken?
Betrachten wir zunächst die industriell hergestellten Produkte. Prinzipiell lassen sich Futtermittel aus Proteinen, Fetten, Kohlenhydraten, Faserstoffen, Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen herstellen.
Futtermittel sind grundsätzlich aus Stoffen zusammengesetzt wie die Körper der Tiere, die sich von diesen ernähren sollen. Große Unterschiede zwischen Tierkörper und Futtermittel besteht in den Mengenverhältnissen zueinander, das heißt den Nährstoffen als auch Inhaltsstoffen an sich.
Futtermittel trennen sich per se in Rohwasser und Trockensubstanz, welche wiederum in anorganische und organische Stoffe zu trennen sind (siehe Grafik).
Rohwasser umfasst Wasser, flüchtige Fettsäuren (wie Essigsäure und Buttersäure) und andere Stoffe (wie ätherische Öle, Alkohole etc.) Alle nicht flüchtigen, das heißt bei einer Erhitzung auf 103°C übrig gebliebenen Substanzen werden der Trockensubstanz zugerechnet.
Der Körper eines adulten Tieres besteht zu etwa 65 % aus Wasser. Physiologisch betrachtet ist das Wasser als wichtigster Bestandteil des Organismus zu sehen, 40 – 45 % davon intrazellulär, 20 % extrazellulär, 5 % im Blutplasma und 15 % interstitiell. Bereits der Verlust von 10 % des Körperwassers kann schwere Krankheitserscheinungen hervorrufen die bei einer Steigerung zum Tod führen.
Bestandteile der Trockensubstanz sind die anorganische Rohasche sowie die organischen Substanzen Rohprotein, Rohfett, Rohfaser und N-freie Extraktstoffe.
Rohprotein:
Was ist das? organische Trockensubstanz
Woraus besteht es? quantifiziert über Stickstoffgehalt im Futter
(N- Gehalt x 6,25 = Rohproteingehalt)
pflanzliche Proteine (Mais, Soja, Hefe) und tierische Proteine
aus Fleisch und tierischen Nebenerzeugnissen
(Innereien, Fisch, Fleisch-, Fisch- und Knochenmehl, Eier,
Milch, Molkereiprodukte), Peptide, Aminosäuren
Empfohlener Gehalt? < 30%
je nach Gesundheitszustand, Alter und Aktivität (Trächtigkeit, Laktation, Wachstum etc.)
(Achtung, als tierische Nebenerzeugnisse sind ausschließlich tierische Schlachtnebenprodukte zugelassen, die auch der Mensch verzehren könnte, siehe VO(EG)1069/2009)
Rohfett:
Was ist das? organische Trockensubstanz
Woraus besteht es? Alle Inhaltstoffe die mit Fettlösungsmittel extrahierbar sind
(eigentliche Fette, Phospholipide, Steroide, Carotinoide)
Energielieferant, Geschmacksträger
pflanzliche (Sonnenblumenöl, Sojaöl, Maisöl) oder tierische Fette (Talg, Schmalz, Fischöl),
fettlösliche Vitamine (A, D,E,K)
Empfohlener Gehalt? 5 -25 %
je nach Gesundheitszustand, Alter und Aktivität (Trächtigkeit, Laktation, Wachstum etc.)
Rohfaser:
Was ist das? organische Trockensubstanz
Woraus besteht es? In schwacher Säure und Lauge unlösliche organische Verbindungen (Cellulose,
Hemicellulose, Lignin)
unverdauliche Kohlenhydrate (pflanzliche Fasern wie aus Rüben, Kleie, Trester)
Empfohlener Gehalt? 1,5 – 5%, gut für Darmperistaltik, um so höher der Anteil um so kürzer dauert die
Darmpassage (0,7 g/100g Futter 60-69 Stunden, 8 g/100g Futter 34 -38 Stunden)
bei hohem Nährstoffbedarf (Aktivität) möglichst geringere Faseranteile, bei Senioren oder
übergewichtigen Hunden möglichst mehr Faseranteile
Stickstoff- Freie Extraktstoffe (NfE)
Was ist das? organische Trockensubstanz
Woraus besteht es? Alle übrigen Stoffe, die nicht als Rohprotein, Rohfett, Rohfaser, Rohasche oder Rohwasser
erfasst wurden
Leichtlösliche Kohlenhydrate wie Stärke, Zucker, Glykogen sowie lösliche Anteile von
Cellulose, Hemicellulose, Lignin und Pektin
Empfohlener Gehalt? Nicht vorgeschrieben
Zusatzstoffe:
Konservierungsmittel
Antioxidantien
Farbstoffe
Aromastoffe, Geschmacksverstärker
Zucker
Grenzwerte unerwünschte Stoffe sind vorgegeben wie z.B. chlorierte Kohlenwasserstoffe, Phosphorsäureester, Schwermetalle, Mycotoxine und Nitrosamine
Grundsätzlich kann jedes Futtermittel energetisch bewertet werden.
Die Betrachtung basiert auf folgenden Punkten:
Bruttoenergie – Energie die bei voller Oxidation der Futtermittel frei wird
Verdauliche Energie – von Zusammensetzung Futter und Tierart abhängig
Umsetzbare Energie – physiologisch zur Verfügung stehende Menge
Nettoenergie – Energiegehalt der tierischen Leistung (Produktionswirksamkeit des Futters)
Um „richtig“ zu füttern – das heisst physiologisch artgerecht und zweckmäßig – muss bekannt sein, welchen Bedarf an Nährstoffen der Hund hat,die Zusammensetzung der favorisierten Futtermittel und die Verfügbarkeit der darin enthaltenen Nährstoffe im Körper.
Die tierartgerechte Auswahl und die Nährstoffzusammensetzung spielen dabei die wesentlichen Rollen. Dabei sind die Energieträger (zum Beispiel Getreide, Mühlennachprodukte, pflanzliche Öle), Proteinträger (zum Beispiel das Rohprodukt Fleisch, Sojaprodukte, Fischmehl, Geflügelmehl, Milchpulver, Hefe) und Rohfaserträger (zum Beispiel Grünmehl, Grasmehl, Getreidekleie) je nach Bedarf zu kombinieren.
Zu guter Letzt noch ein Blick auf Vor- und Nachteile von Trockenfutter, Nassfutter und BARF.
Trockenfutter :
- Lange haltbar (auch geöffnet)
- Viele Nährstoffe
- Gut für Zahngesundheit
- Leicht verträglich
- Rohproteingehalt >18-25%; Rohfett >5%; Rohfaser >1-3%
- Kaltgepresst (hoher Druck, geringe temperaturen, mehr Vitamine, weniger Getreide, gering haltbar) oder extrudiert (bis zu 200 °C)
- Wasseranteil niedrig(<14%)
- Achtung: Getreideanteil (meist hoch) und Zusatzstoffe (Allergiepotential)
Nassfutter:
- in Dosen lange haltbar
- Hoher Wassergehalt (>60%)
- schmackhafter
- Rohprotein >5,5%, Rohfett >1%, Rohfaser >0,2%
- Vielw Zusatzstoffe, viele Füllstoffe
- geöffnet nicht haltbar
BARF Frischfutter
- individuell zusammengestellt und zubereitet
- Frische Zutaten und Inhaltsstoffe
- Zeit, Dauer
- Erfahrung (Bedürfnisse, Anforderungen)
- Mangelerscheinungen, Infektionen, Zahnfrakturen
- Achtung vor Knochenkot (überschüssige Mineralstoffe werden über den Kot ausgeschieden, Darmverschluss kann im schlimmsten Fall vorkommen)
Interessant, dass Nassfutter für Hunde generell schmackhafter ist. Ich habe mir einen Hund aus dem Tierheim und lerne gerade noch viel über die Erziehung und Fütterung. Am besten suche ich mir zukünftig einen guten Futtermittelhändler in der Nähe.
Mit diesen Informationen zum Thema Hundefutter kann ich die richtige Entscheidung treffen. Es ist nicht immer einfach, eine Entscheidung zu treffen. Vor allem, wenn man nicht genau weiß, was die Möglichkeiten sind.