Räude, auch Scabies (lat.) genannt, verbreitet sich momentan wieder, zuletzt in einigen Schweizer Kantonen.
Diese parasitäre Erkrankung wird durch eine Milbenart aus der Familie der Grab- oder Krätzemilben verursacht, im Falle von Hund, Fuchs und Wolf durch Sarcoptes scabiei var. canis.
Grabmilben haben ein relativ breites Wirtsspektrum, durch andere Unterarten können auch Luchs, Katze, Gams, Kaninchen, Hase, Nager und Schweine befallen werden. Ebenso gibt es eine Grabmilbenart, die sich auf den Menschen spezialisiert hat.
Wird der Mensch als Fehlwirt durch die Hundegrabmilbe angenommen, entsteht die Erkrankung Pseudokrätze. Es besteht also durchaus Zoonosegefahr.
Übertragen wird die Milbenart direkt und indirekt, das heißt über Körperkontakt und aber auch durch den Kontakt mit unbelebten Materialien wie die des Schlaf- und Liegeplatzes. Nach einer Inkubationszeit von etwa 2 bis 5 Wochen – je nach Befall und Immunstatus des Wirtes – treten erste Symptome auf.
Neben Pusteln, Haarausfall, Schuppenbildung, geröteten Flecken auf der Haut, starkem Juckreiz und Verhornung kann es zu kahlen Stellen durch häufiges Kratzen und benagen kommen. Allergische Reaktionen auf die von den Milben ausgeschiedenen Stoffwechselendprodukte sind nicht selten. Bakterielle Sekundärinfektionen treten an befallenen Stellen durch offene Läsionen auf. Die Symptome beginnen im Kopfbereich und an den Extremitäten.
Der Verlauf der Erkrankung ist ein Reproduktionszyklus der Milbe.
Die männlichen Tiere leben auf der Haut und in Tunneln kurz unter der Hautoberfläche (Stratum spinosum oder granulosum). Nach der Paarung sterben sie. Die weiblichen Tiere bohren sich mit ihren Cheliceren in die Hautoberfläche und legen dort in Tunneln ihre Eier. Diese entwickeln sich innerhalb von drei Wochen über das Stadium der Nymphe bis hin zur geschlechtsreifen adulten Milbe und ernähren sich dabei von Keratin und Gewebsflüssigkeit des Wirtes.
Wird die Vermutung einer Räudeerkrankung aufgestellt, kann durch die mikroskopische Untersuchung eines Geschabsels nach Eiern, Nymphen, Milben und Milbenkot geschaut werden. Der Pinna-Pedal-Reflex für Juckreiz wird ebenso herangezogen wie eine Blutuntersuchung auf mögliche Antikörper durchgeführt werden kann.
Trifft die Diagnose zu kann durch verschiedene Maßnahmen die Erkrankung behandelt werden. Der Einsatz von Akariziden, Öle, spezielle Waschungen und auch eine Antibiose gegen die bakteriellen Sekundärinfektionen ist machbar. Gegen den starken Juckreiz können Glucocorticoide wie Kortison eingesetzt werden. Eine Medikation ist in jedem Fall erforderlich.
Prophylaktisch kann wenig unternommen werden. Lediglich kann bei einem positiven Befund eine strikte Hygiene und Sauberkeit befolgt werden um das weitere Ausbreiten der Krankheit und seiner Erreger zu verhindern. Außerhalb des Körpers sind die Grabmilben bei gemäßigten klimatischen Bedingungen in Hautresten bis zu drei Wochen überlebensfähig und demnach auch weiterhin ansteckend.