Wie es immer so ist, Themen die vieldiskutiert werden landem zwangsläufig auf unserem Sekretär.
So nun auch der 00Raps, zu dem wir grundlegend im Unterricht zwar etwas erklären, aber manchmal nicht die Zeit habe um intensiv darauf einzugehen.
Was hat es mit dem Raps auf sich?
Grundsätzlich wurde seit der Römerzeit und intensiv ab dem 16. Jahrhundert Raps (Brassica campestris/napus) angebaut, primär als Lieferant für Rapsöl. Wegen des hohen Bitterstoffgehaltes durch Erucasäure und Senfölglykoside (Glucosinolate) wurde die Kreuzung aus Rübsen (Brassica rapa) und Gemüsekohl (Brassica oleracea) meist nur in geringer Form als Lebens- und Futtermittel eingesetzt.
1974 wurde dann der 0Raps, eine erucasäurefreie Variante auf den Markt gebracht bevor 1986 der 00Raps (Doppel-Null-Raps) entstand, der einen Glucosinolatgehalt von unter 10% hatte.
Die Verwendungsmöglichkeiten von Raps stiegen damit an und bisherige Nebenwirkungen durch den Gehalt an Erucasäure und Glucosinolate wurden stark reduziert.
Was aber nicht oder nur in geringem Maße beachtet wurde war die Wirkung des 00-Raps auf Wiederkäuer. Durch die fehlende Fraßhemmung wurde die Rapspflanze vermehrt geäst.
Als Folge der großen Futtermenge mit dem großen Einweissgehalt und geringen Faseranteil traten eine schaumige Gärung und eine Störung der Pansenkikroflora und -fauna auf, auch Pansenacidose und Tympanie.
Neben den gastrointestinalen Störungen wurden weitere Wirkungen auf Wiederkäuer von Inhaltstoffen wie Glucosinolaten und antithyroiden Substanzen (wie Goitrin) bekannt.
Ein weiterer Inhaltstoff des 00Rapses, das sogenannte S-Methylcysteinsulfoxid sowie seine Metabolite wie Dimethylsulfoxid führten zu weiteren unerwünschten Nebenwirkungen des vermehrten Raps-Konsums. Eine Blutarmut (hämolytische Anämie), bei der übliche Symptome wie verminderte körperliche Leistung, blasse Schleimhäute, Schwäche, rasche Ermüdung und Schwindel auftreten wurde sehr wahrscheinlich. Des Weiteren konnte eine vermehrte Bilirubinausscheidung die Losung und den Urin dunkler färben (Folgen eines prähepatischen Ikterus). Sobald die Produktion roter Blutkörperchen nicht mehr nachkam, sankt die Anzahl dieser signifikant, der Eisengehalt stieg (Hämosiderose in Leber, Niere, Milz) und die Milz konnte vergrößert sein.
Der rote Blutfarbstoff verklumpte an den roten Blutkörperchen, sogenannte Heinzsche Körperchen entstanden. Der Herzmuskel degenerierte, die Innenorgane und das Gehirn konnten durch eine Mehrdurchblutung geschädigt werden (Ödeme und Nekrosen).
Neben der Zerstörung von Endothel, Epithel und Zellmembranen traten Verhaltensstörungen wie verminderte Scheu und Taubheit auf. Die „Raps-Blindheit“ und die Bewusstseinsstörungen basierten vermutlich auf den im Raps vorkommenden Thiocyanaten.
Insgesamt bleibt die Wirkung des 00Raps auf Wiederkäuer wie Reh- und Rotwild komplex und vielseitig und ist auch heute in keinster Weise zu vernachlässigen, ebenfalls im Hinblick auf die Ausbildung der Wildbrethygiene und Wildkrankheiten.
Eine Berücksichtigung unserer heimischen Tierarten bei der Entwicklung bzw. die prophylaktische Sichtweise im Rahmen der Landwirtschaft hinsichtlich Flora und Fauna wäre wünschenswert, wenn auch wie in diesem Fall vermutlich hoffnungslos. So bleibt nur zu hoffen, das bei neueren Arten der Fokus hinsichtlich der Wirkung weitreichend gesetzt wird.
Und jetzt nochmal in deutsch für Nichtmediziner bitte 😀
Ich hänge noch eine Infografik an, hoffe das ist besser verständlich!
Topp erklärt, Danke Ariane