Prüfungstag… unsere Schüler kommen freudestrahlend aus den Räumlichkeiten und schwenken ihren Zettel mit dem nächsten Prüfungstermin oder das Prüfungszeugnis. Die Anspannung fällt von den Gesichtern ab, es wird berichtet welche Fragen sie zum Zögern gebracht haben und das es ja doch “gar nicht so schwer” war. Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hat fallen Bemerkungen das es “19 von 20” Schülern einer anderen Schule “nicht geschafft” hätten. Betroffene Gesichter. Die Frage kommt auf “Wie kann so etwas sein?”
Leider keine Einzelfall. In den 10 Jahren, die wir bisher ausgebildet haben, haben wir leider immer wieder Schüler anderer Schulen dazubekommen, die verzweifelt waren. Verzweifelt aufgrund der Betreuuung, des eigenen Wissenstandes oder schlichtweg weil ihnen die Perspektive fehlte.
Doch wie kommt es soweit? Warum fallen ganze Gruppen durch?
Der Grund ist denkbar einfach. Die Wahl der “falschen” Schule. Wie informiert man sich über den Jagdschein beziehungsweise Jagdscheinkurse? Da wäre die Presse wie Zeitungen oder Jagdzeitschriften, die Medien allen voran mit dem Internet und die Erzählungen oder Berichte von Bekannten, Freunden, Nachbarn.
Letzteren misst man meist mehr Gewicht zu. Empfehlungen tragen schneller dazu bei sich für “diesen” Kurs zu entscheiden als für einen anderen.
Inhaltlich sollten sie dennoch alle gleich sein, dazu später mehr. Untenangehängt findet ihr dazu auch eine Liste mit Punkten, die euch bei eurer Wahl helfen sollen.
Was also beeinflusst den potentiellene Kandidaten um eine Schule zu wählen?
Sicher das erste Bild, was derjenige sich macht. Sei es die Printanzeige, das Youtube-Video, die Website oder der Flyer. Ist dies ansprechend und in sich schlüssig?
Inhaltlich wird meist beim ersten Eindruck nicht alles erfasst, was hier wirklich wichtig ist. Und da besteht auch schon das erste Problem.
Es erfolgt – meist – ein Telefonat oder auch ein Treffen. Ist das Gegenüber versiert im Wissen, verkauft sich die Schule dementsprechend und beantwortet Fragen, wirkt patent, so ist meist bereits alles klar. Hier wird der Kurs gemacht, man ist sich einig. Ein Vertrag wird geschlossen und schon beginnt die Ausbildung.
Aber wie heisst es manchmal so schön? “Der verkauft dir eine Waschmaschine, auch wenn du gerade keine brauchst!” Anders gesagt, ist das Gegenüber überzeugend, so verkauft er dir jedes Kursmodell – egal ob er Ahnung davon hat oder nicht. Die Folgen trägt der Schüler. Und das merkt er erst am Ende des Kurses, nämlich dann, wenn er aus dem Prüfungslokal mit leeren Händen tritt und in drei Monaten nochmals antreten darf.
Wie also präventiv verhindern, das man auf “etwas” hereinfällt?
Informieren! Im Vorfeld “schlau machen” und vergleichen. Welche Schulen gibt es im Umfeld? Wie präsentieren sie sich? Sind Schnuppertage möglich?
Der Ablauf der Prüfung ist durch die bayerische Jägerprüfungsordnung bekannt. Das Dreigestirn aus schriftlicher Prüfung, mündlicher Prüfung und praktischer Prüfung ist überall in Bayern gleich.
Die Voraussetzungen zur Anmeldung zur Prüfung auch:
- mindestens 60 Theorie- und 60 Praxisstunden – das heisst 60 Zeitstunden Unterricht und auch 60 Zeitstunden Revierpraxis
Hier gibt es bizarre Fälle in denen Schüler hinterher von 2 Praxistagen berichtet haben oder nur einmal den Wald besucht haben.
- Schiessausbildung mit der Flinte – hierbei 250 Tontauben beschossen haben und dabei ein Trefferbild 3 von 10 Tauben erzielen
mit der Kurzwaffe – dabei jeweils 5 Schuss mit Pistole und Revolver - mit der Büchse – auf den laufenden Keiler, eine sich bewegende Scheibe und dabei ein Ergebnis 3 von 5 im vorgesehenen Trefferbereich
- im Schiesskino oder Laserkino – 5 Schuss
Hier gibt es starke Abweichungen, manche Anbieter betreuen diese Leistungen gar nicht und sie müssen extern erbracht werden.
Soweit die vom Amt vorgeschrieben Leistungen. Doch ist das schon alles? MItnichten!
Dazu muss man einen Blick in die “Eingeweide” der Ausbildung werfen. bekanntlicherweise sind es 6 Fächer in denen abgeprüft wird. Dazu zählen
- Jagdwaffen – damit Technik und Funktionsweise sowie angeschnitten auch das Waffenrecht…
- Wildbiologie – Anatomie, Physiologie und Verhaltenweisen des heimischen Wildes…
- Jagdrecht – Basis alles Handlungen, von Bundesjagdgesetz, Bayerischem Jagdgesetz, Waffengesetz, Bundesnaturschutzgesetz, bayerischem Naturschutzgesetz, Fleischhygeieneverordnungen, Schweinepestverodnung und sow weiter sowie den jeweiligen Ausführungsverordnungen und Anhängen…
- Jagdpraxis – praktische Jagdausübung, Jagdformen, Umsetzung, Wildbrethygiene, Erkrankungen, Fleischreife…
- Jagdhunde – Anatomie, Physiologie, Verhaltensweisen, Ausbildung, Hunderassen, Prüfungen…
- Naturschutz, Landbau, Waldbau – Arten, Lebensräume, Lebensweisen, Biologie
Diese Auflistung ist nur ein Bruchteil dessen, was es beinhalten kann. Werfen wir einen groben Blick auf die Fehlerquellen in diesem Bereich.
- Jagdwaffen: hier geht es um grundlegende mechanische und technische Kenntnis. Stupides Herunterbeten des vorgegebenen Ausbildungsstoffes wird bei vielen – die vielleicht technisch nicht so ganz bewandert sind – zu Unverständnis führen. Hier zeichnet sich der Dozent aus, der das “Innenleben” der Technik wirklich kennt und es in jedem Fall immer versucht verständlich zu machen, auch wenn das dazu führen sollte die Waffe in ihre Einzelteile zu zerlegen bis der “Aha-Moment” beim Schüler kommt. Ehemalige Berufswaffenträger
mit sehr guten Dozentenfähigkeiten sind hier empfehlenswert!
- Wildbiologie: hier geht es um basics der Biologie, die vermutlich jeder mal in der Schule gelernt – und wieder vergessen – hat. Hier zeichnet sich der Dozent aus, der die “Ursuppe” kennt, der die Grundlagen wiederholen kann, die dazu dienen darauf aufzubauen. Wird hier gut vermittelt, wird die Überschneidung von Biologie, Praxis, Recht und Naturschutz ersichtlich und ergibt einen Sinn. Empfehlenswert sind hier Lehrkräfte und Biologen als Dozent!
- Jagdrecht: hier geht es um eine eigentlich trockene Materie, die aber mit ausreichend Geschichten verknüpft zu etwas werden kann, was man dann doch nicht vergisst. Hat der Dozent gute Erfahrungen, ist er rechtlich patent bewandert so vermag er es, dem Schüler anhand von Beispielen jeden Gesetzestext zu veranschaulichen. Empfehlenswert sind hier Ausbilder die nicht nur Theorie- sondern auch Praxiswissen in den Unterricht mit einbringen!
- Jagdpraxis: hier geht es um die Umsetzung der ganzen Theorie. Das heisst das Wissen anzuwenden, zu be-greifen, zu visualisieren und – ohne komisch klingen zu wollen – mit den Sinnen umzusetzen. Hier treffen Technik und Tradition aufeinander, hier wird es wichtig beides zu nutzen ohne etwas zu verteufeln. In diesem Fach geht es auch um die Weiterverarbeitung des Wildes wenn es denn erlegt wurde und um den Umgang mit möglichweise krankem Wild. Empfehlenswert sind hier praktische Jäger, was die meisten sind, insofern fällt es schwer hier “Dampfplauderer” auszusortieren. Hier sind jedoch auch die basics wichtig, warum – anatomisch bedingt – tritt denn das Rehwild alle zwei bis drei Stunden aus? (Alle 2 bis 3 Stunden nimmt es Nahrung auf.) Hier ist also nicht nur Praxis sondern auch grundlegende Anatomie und Physiologie sinnvoll! Hier ist auch der Kurs “Kundige Person” untergebracht, der Bestandteil der Jägerausbildung seit 1987 ist und der mit dem Absolvieren der Jägerprüfung als “vorhanden” gilt.
- Jagdhunde: hier geht es um die Theorie als auch praktische Umsetzung dieses Faches. Hier wird schnell ersichtlich das langjährige Hundeführer als Dozenten von Vorteil sind, auch wenn die Erziehungsmethoden hier teilweise stark voneinander abweichen.
- Naturschutz/Landbau/Waldbau: hier ist die Kenntnis von Ökosystemen in ihrem Ganzen, das heisst ihrer belebten und unbelebten Faktoren als auch natürlich ihrer wechselseitigen Beziehungen wichtig. Dozenten die dieses Wissen auch praktisch umsetzen, es mit der Wildbiologie als auch Praxis und Recht zu verknüpfen wissen sind von Vorteil für den Schüler. Empfehlenswert sind berufliche Naturschützer und Biologen!
Aber wie soll ein angehender Schüler diese umfangreichen Fehlerquellen umgehen und nicht “hineinfallen”?
Das erscheint fast unmöglich hier im Vorfeld “gut” von “schlecht” zu sondieren um die Wahl richtig zu treffen.
Das Einfühlungsvermögen in den Schüler, das Verstehen des unterschiedlichen Wissenstandes der Schüler als auch die mögliche Umsetzung neuer Lernkonzepte angepasst auf den Schüler sind hier essentiell. Wenn der Dozent willig ist, passt er sich seinem Schüler an, bis dieser wirklich versteht was gemeint ist.
Es ist dabei ein Gleichgewicht notwendig zwischen den Fähigkeiten zu Unterrichten und dem Wissen des Dozenten.
Kann der Dozent gut vermitteln aber hat kein Wissen, bringt es nichts. Genauso umgekehrt, hat der Dozent Wissen, kann es aber nicht vermitteln ist es ebenso sinnlos. Hier muss also beides vorhanden sein.
Und nicht nur die mündliche Prüfung in den 6 Fächern sollte geübt sein sondern auch die Basis der dritten und damit letzten Prüfung. Die Handhabung des Werkzeuges ist essentiell für den angehenden Jäger und sollte auch nach der Prüfung das weitere Leben “sitzen”.
Mit der Waffenhandhabung werden Abläufe im Umgang mit Schusswaffen geübt wobei das oberste Credo die Sicherheit sein sollte.
Leider divergieren hier die Qualitäten der unterschiedlichen Schulen massiv auseinander. Anschaulich wird dies beim Betrachen der diversen Youtube-Videos zum Thema Waffenhandhabung bei denen eigentlich die Überschrift “Don´ts im Umgang mit Schusswaffen” sein müsste. Leider kann der angehende Schüler diese massiven Qualitätsunterschiede nicht unterscheiden. Als Tip sei hier die Mündungsdisziplin genannt, die Mündung zeigt immer (!) in eine sichere Richtung, niemand (!) geht vor die Mündung der Waffe und die Waffe ist ruhig und sicher zu handhaben.
Ähnliche Szenen treten auch bei der Schiessausbildung auf. Hier gilt es den Schülern die Unsicherheiten und /oder Ängste im Umgang mit Waffen zu nehmen, manch einem vielleicht auch den Übermut. Dieses Werkzeug ist kein Spielzeug und so sollte es auch nicht behandelt werden. Ein ruhiger sicherer Umgang des Dozenten mit den Schülern in Kombination mit dem Waffenunterricht sollte jeden soweit schulen sein Werkzeug zu verstehen als auch sauber und sicher zu handhaben.
Wie also nun im diesem Dschungel an Fallstricken das richtige auswählen um nicht bei einer der Schulen zu landen die gruppenweise durchfallen? Wir haben für euch eine Liste gemacht, die euch bei eurer Wahl helfen soll!
Unsere Checkliste für die Wahl der “richtigen” Jagdschule:
Fragen zur Organisation:
- Welche Schulen gibt es im Umfeld? und wie weit bin ich bereit zu fahren?
- Wie präsentieren sie sich?
- Welche drei, vier, fünf wähle ich aus um sie zu kontaktieren?
- Wie viel muss ich selber organisieren?
- Wann beginnt der Kurs, wie lange dauert er?
- Wie flexibel ist die Schule in der Ausbildung?
- Wie lange gibt es die Schule schon?
- Gibt es versteckte Zusatzkosten oder ist alles transparent?
- Besteht auf ein persönliches Erstgespräch! Sind Schnuppertage möglich?
- Kenne ich jemanden der bei einer der Schulen bereits den Kurs gemacht hat?
Fragen zum Unterricht:
- Wie wird der Unterricht gestaltet und wann/wie oft findet er statt? Gibt es wöchentliche Termine oder Blockunterricht?
- Ist der Unterricht in Präsenz oder digital online oder beides?
- Gibt es Arbeitsblätter etc. digital verfügbar und gibt es digitale Terminkalender?
- Wie gross sind die Schulungsgruppen?
- Gibt es Pflichttermine?
- Ist es schlimm, wenn ich zwei Wochen nicht am Unterricht teilnehme weil ich im Urlaub o.ä. bin?
Fragen zur Praxis:
- Wie nah am Wohnort ist das Lehrrevier?
- Kann ich bei jemandem mit Ansitzen gehen?
- Muss ich mir gleich spezielle Kleidung oder Ausrüstungsgegenstände kaufen?
- Wird auch die Hundeausbildung gezeigt?
- Ich habe einen Partner/Kind/Hund, darf ich sie ins Revier mitbringen?
Fragen zur Schiessausbildung:
- Wie ist die Schiessausbildung in die Ausbildung integriert?
- Kostet die Schiessausbildung extra?
- Muss ich mit Zusatzkosten für Leihwaffen rechnen?
- Muss ich eigene Waffen (und Waffenschrank) im Vorfeld vor der Prüfung besitzen?
- Sind Schiess-Standgebühren und Munition im Preis inbegriffen?
- Muss ich die Waffenhandhabung extra buchen?
Fragen zur Prüfung:
- Ich habe Prüfungsangst, gibt es die Möglichkeit simulierte Prüfungen zu buchen?
- Gibt es zusätzliche Möglichkeiten mich auf die Prüfung vorzubereiten?
- Was kostet die Jägerprüfung?
- Was passiert wenn ich durchfalle, bin ich dann auf mich alleingestellt?
- Wird man bis zur Prüfung komplett begleitet?
Zwischenmenschliches:
- Passt der Nasenfaktor, komme ich mit den Dozenten klar? Sympathie vorhanden?
- Wie steht die Schule zu Tradition und moderner Technik?
- Ich habe Fragen beim Lernen. Wer ist mein Ansprechpartner und wie wird mit geholfen?
- Kann man alles fragen ohne blöde Kommentare zu bekommen? (Zitat S.H.: „komm a mol her mädle, i zeig dir scho wies geht“ )
- Haben die Dozenten über das Übliche hinaus Fachkenntnis und gehen auf den Schüler ein?
Weitergedachte Fragen:
- Wie finde ich Revieranschluss wenn ich fertig bin? Besteht die Möglichkeit im Lehrevier mitzugehen?
- Ich habe mein erstes Stück erlegt und bin unsicher beim Aufbrechen oder bedenklichen Merkmalen. Kann ich die Schule auch nach der Prüfung kontaktieren und Fragen stellen?
- Gibt es nach der Prüfung auch Möglichkeiten mich weiterzubilden?
- Werde ich nach der Prüfung weiter begleitet?
Und noch ein Tip: Spricht eine Schule von einer Bestehensgarantie? Nicht darauf hereinfallen! Wenn im Vorfeld bei Vertragsabschluss im Kleingedruckten steht das die Schule die Unterschrift auf die Ausbildung erst dann gibt, wenn sie den Kandidaten als prüfungswürdig erachtet, dann ist eine Bestehensgarantie vorhanden. Anders gesagt, die Schüler buchen den Kurs und müssen gegebenfalls mit Zusatzkosten rechnen während die Schule die Unterschrift auf der Prüfungsanmeldung so lange verweigert bis sie der Meinung ist nun sei der Schüler fit genug diese auch zu bestehen. Man sollte gerade im Bereich der Erwachsenenbildung auf Eigenverantwortung setzen! Wer unsicher oder ohne ausreichend zu lernen in die Prüfung geht fällt eben durch, egal um welche Prüfung es sich handelt. Wenn ein Schüler noch Unsicherheiten aufweisst sollte es kein Problem sein ihn ehrlich darauf hinzuweisen und mit ihm gemeinsam an seinen Schwächen zu arbeiten!
Hier findet ihr unsere kurze Checkliste zur Suche nach der passenden Schule!