Lockjagd ist wie vieles ein zweischneidiges Schwert.
Die Jagd durch Nachahmung der Laute von bestimmten Tierarten sei es zur innerartlichen Kommunikation oder dem Nachahmen der Rufe eines Beutetieres, Attrappen von Beutetieren, Feinden oder Artgenossen (Freund) oder auch die Anlockung durch Futter erfordert Übung und manchmal auch einiges an Vorbereitung.
Wenden wir uns der akustischen Variante zu.
Man muss das passende Werkzeug finden, mit dem man umgehen kann. Und man muss logischerweise üben. Nichts kommt blöder als im Revier blatten zu üben und nur krumme schiefe und damit falsche Töne zu produzieren. Egal ob es der Fuchs ist, den ich mit der Hasenklage locken will, die Rabenkrähe oder den Rehbock. Wenn sich „Fragezeichen“ im Kopf des lockenden Tieres ergeben oder alle 2 min „ein Hase klagt“ ist das schon sehr suspekt für das jeweilige Tier.
Mit einer Strategie die etwas Zeit kostet kommt ihr an euer Ziel. Zum einen geht auf Messen, schaut euch an welche Locker es gibt. Vielleicht muss es auch gar kein teurer Locker sein, vielleicht reicht tatsächlich das Buchenblatt, der Grashalm oder das Stück Backpapier.
Beeindruckend ist es allemal den richtigen Ton zu kreieren. So finden auf Messen wie der Hohen Jagd in Salzburg zum Beispiel Hirschrufmeisterschaften statt, auch Europameisterschaften gibt es. Die Richter zur Bewertung sitzen dabei in Kabinen und sehen den Bediener nicht, dieser selber steht vor Publikum auf der Bühne und versucht mit Ochsenhörnern, Muscheln, Plastikrohren oder anderem den richtigen Ton zu treffen bevor die Richter ihre Punktetafeln oben aus der Kabine herausstrecken.
Was also tun?
Den richtigen Locker für sich finden. Egal ob er aus heimischen Hölzern ist, aus nachwachsenden Rohstoffen oder aus der Kategorie Marke Eigenbau. Alles ist erlaubt, nichts verboten. Wichtig ist das Resultat. Üben! Daheim mit Kassette, DVD, digitalen Medien jeglicher Art. Auch hier gibt es Seminare und Workshops. Der Zeitpunkt um es draußen „zu probieren“, sollte wohl gewählt sein und der Ton sollte dann bereits perfekt sein. Wie bereits erwähnt sollte hier nun nicht mehr geübt werden, geht dennoch ein Ton daneben, nicht aufgeben.
So schnell ist der Bock nicht vergrämt.
Beide Hände sollten dabei optimalerweise frei bleiben um Waffe und Optik bedienen zu können . Alternativ das Umgreifen und ruhige jedoch schnelle Umgreifen geübt sein. Das setzt natürlich das „blinde“ Handling der Waffe voraus.
Welche Tierart soll gelockt werden?
Nehmen wir für dieser Jahreszeit das Rehwild als Beispiel. Man möchte also den reifen Bock zustehen lassen. Man ahmt das Fiepen einer suchenden brunftigen Geiß oder deren Angstgeschrei nach. Dafür verwenden wir einen Rehblatter, den es in vielen Variationen gibt. Ziel ist es die natürlichen Lautäußerungen des Rehwildes zu imitieren. Je nach Lautäußerung kann dabei auch manchmal Raubwild gelockt werden.
Varianten
• Ricken/Geißfiep – Ruf der brunftigen Geiß, Bock wird direkt gelockt
• Sprengfiep – Gedehntes Fiepen einer Geiß, wenn sie vom Bock getrieben und /oder bedrängt wird, lockt den Bock
• Kitzfiep – Fiep und Klagelaut vom Kitz, welches die Mutter ruft und in Folge davon auch brunftigen Bock, lockt den Bock der einer führenden Geiß nachstellt
• Angstschrei – ängstlicher Fieplaut der arg durch den treibenden Bock bedrängten Rehgeiß, lockt den Bock
Durch Verwendung des richtigen Lautäußerung soll das Wild aus der Deckung nah genug heran gelockt werden um einen sauberen Schuss anzutragen. Beim Locken sollte dabei ein realistisches akustisches Brunftszenario erzeugt werden, also nicht monotone Lautäußerungen sondern variantenreiche Töne mit Pausen.
Je nach Situation und Verlauf des Jahres kann dies erfolgsversprechend oder eben auch nicht sein.
Hier ist am Anfang und am Ende der Brunft der größte Erfolg. In der Vorbrunft reagieren vor allem junge Böcke. In der Hauptbrunft ist der Erfolg wenig versprechend, hingegen in der Nachbrunft wiederum um so mehr. Diese Phase wird als Blattzeit bezeichnet, Böcke verlassen ihre Territorien um nach verbleibendenden beschlagwilligen Stücken zu suchen. Wettertechnisch ist es warm, nicht heiß aber dunstig und meist schwül.
Die ursprüngliche Version, daher auch der Begriff „Blattjagd“ kommt vom Buchenblatt auf dem ebenfalls Lautäußerungen gemacht werden können. Aber auch Grashalme, Rinde von Wildkirschen oder Birken oder andere glattrandige Blätter eignen sich gut.
Wählt man die Blattvariante wird dieses zwischen Daumen und Zeigefinger oder zwischen beide Daumen eingeklemmt und mit der ausgestoßenen Atemluft zum Vibrieren gebracht. Diese Variante mit Buchenblatt, Grashalm oder Backpapier erfordert etwas mehr Finesse als die im Handel erhältlichen anderen Blatter.
Anbei von unserem toughen JJ Martin die Blattvariante!
Kunststoffvarianten wie der Buttolo bestehen aus Kautschuk und lassen sich zusammendrücken wie eine Hupe. Mit ihm können auch Ungeübte passable Töne erhalten, hier kann Kitzfiep, Geissfiep, Sprengfiep und Angstgeschrei nachgeahmt werden.
Anbei die Variante von JJ Jonas mit einem Locker von @noras_blockfloetenatelier (insta) selbst gedreht (Teakholz mit Kunst-Elfenbein) auf Basis eines Doppelrohrblatt
Rehblatter aus Holz/Horn/Plastik werden zwischen die eingerollten Lippen genommen und je nach Tonlage zusammengedrückt und durch kurze trockene Luftstöße – nicht aus den Wangen pusten – bedient. Eine Membran vibriert und erzeugt den Ton. Wenn es kitzelt sind die Lippen nicht eingerollt. Der Mund bleibt dabei geschlossen, das Luftloch am Blatter kann auch geöffnet und geschlossen werden um bestimmte Tonvariationen zu erhalten. Auch in der ganzen Hand gehalten (geschlossen oder halboffen) kann der Blatter verwendet werden um dumpfere oder richtungsgesteuerte Töne zu erhalten, wobei zahlreiche Modulationen möglich sind. Diese Variante erfordert ebenso Übung.
Zahlreiche Hersteller preisen dabei ihre Variante als die Erfolgversprechendste an, letztlich liegt es aber am Bediener ob der Ton brauchbar ist.
Anbei die Variante von JJ Jonas mit einem Erbstück, auf dem Opa mir vor 25 Jahren das erste mal Lockrufe gezeigt hat. (Fa. Hubertus)
Wie beim Pirschen an sich, ist eine angepasste Bekleidung hier sinnvoll (Richtig Pirschen), die auch aus einem Gesichtsschutz und Finger- bzw. Handbedeckung bestehen sollte. Wer keinen Mückenschutz verwenden will kann auf Schlauchschal und Mütze umsteigen. Ein Schirm kann gerade bei der Arbeit am Boden auch angebracht sein. Manch Jäger nutzt auch rote Rehdecken zu den akustischen Tönen um auch optisch anzusprechen, freilig nicht an sich, sondern am Schirm vor sich.
Und immer daran denken: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!