Weltweit gibt es etwa 3500 Stechmückenarten – in Bayern etwa 50 bestätigte Arten.
Durch zahlreiche Überschwemmungen ergibt sich gerade in Bayern eine zunehmende Problematik durch exponentiell anwachsende Stechmückenpopulationen und die durch sie möglicherweise übertragenen Krankheiten.
Durch Warenhandel und klimatische Veränderungen erfolgt die Ausbreitung bisher nicht heimischer Arten, deren Überwinterung durch nicht ausreichend lange und kalte Winter begünstigt wird.
Es handelt sich hier um zumeist invasive Arten das heißt nicht heimische Arten die tropische Krankheiten transportieren können.
Grundsätzlich sind Friedhöfe, Schrebergärten, stehendes Wasser in Regentonnen, Vogeltränken und Topfuntersetzer Faktoren, die das Wachsen der Mückenpopulationen durch stehendes Wasser begünstigen. Doch den neueren invasiven Arten macht auch Trockenheit wenig aus, sie sind sehr genügsam. Viele heimische Arten brauchen im Gegensatz zu den nicht heimischen Arten tieferes Wasser für ihre Larven.
Die Mückenweibchen legen ihre Eier dabei an der Wasseroberfläche stehender Gewässer ab.
Bereits Temperaturen ab 15 Grad Celsius sind tauglich für die Weiterentwicklung der Eier bis hin zum flugfähigen Insekt welches bereits geschlechtsreif ist und nach weiteren zwei bis drei Tagen Eier legt. Im Leben einer weiblichen Mücke kann so drei bis im Idealfall sieben Generationen an Nachfolgen produzieren und eine Anzahl von insgesamt 400 Eiern legen. Die Larven ernähren sich dabei von abgestorbener organischer Substanz / Detritus im Wasser sowie von Algen bevor sie sich verpuppen und die Mücken schlüpfen. Das Alter einer weiblichen Stechmücke kann – je nach Temperatur zwischen mehreren Wochen bis Monate betragen und sie sind durchaus in der Lage zu überwintern.
Überflutungen als Problemzonen
Durch die Überflutungen vieler Gebiete haben sich Wasserrestbestände in Senken und Mulden gebildet, die nun als Brutstätte für zahlreiche Arten dienen. Dabei gilt der einfache Grundsatz um so wärmer und nasser – um so mehr Mückennachwuchs gibt es. Dabei beträgt die Zyklusdauer der Mückenarten in etwa zwei bis drei Wochen, bei Idealbedingungen sogar nur 10 Tage. Wenn die Winter nicht kalt und lang genug sind überwintern auch diese Arten bei uns selbst wenn sie normalerweise in den Tropen vorkommen. Dabei können Sie auch als Träger bestimmter bisher bei uns noch nicht verbreiteter Krankheiten fungieren.
Invasive Arten in Deutschland
Neben den heimischen Stechmückenarten sind vor allem die Asiatische Tigermücke, die asiatische Buschmücke, Aedes koreicus und die Rheinschnake seit einiger Zeit in Deutschland vorhanden.
Aedes albopictus – asiatische Tigermücke
Die asiatische Tigermücke fällt durch ihr besonders aggressives Stichverhalten und ihre Tagaktivität auf. Sie wurde erstmals 2007 am Rhein festgestellt.
Aedes koreicus – Koreanische Buschmücke
Die aus Korea stammende invasive Art wurde 2015 in Bayern zum ersten Mal nachgewiesen.
Aedes japonicus – asiatische Buschmücke
Die asiatische Buschmücke mag es im Gegensatz zur Tigermücke auch kalt und ist in allen Bundesländern außer Mecklenburg-Vorpommern Schleswig-Holstein und Brandenburg nachgewiesen.
Aedes vexans – Rheinschnake
Ebenfalls gibt es ein Vorkommen von Aedes vexans, der auch so genannten Rheinschnake die auch als Überschwemmungsmücke bezeichnet wird. Die Larven dieser Art können im trockenen Boden mehrere Monate ausharren bis er überschwemmt ist und starten dann in ihre weitere Entwicklung.
Potentielle Erkrankungen im Gepäck?
Erkrankungen die übertragen werden können werden durch diverse Viren verursacht. Vorab – nicht jede Mücke ist zwangsläufig, wie auch jede Zecke, jeder Parasit Träger von Krankheiten. Neben den heimischen Arten sind diese invasiven Arten dennoch dafür bekannt Träger diverser Erkrankungen sein zu können. Dazu zählen prominenter und manche auch eher unbekannte Erkrankungen mit zum Teil erheblichen Nebenwirkungen. Die nachfolgenden Erkrankungen sind für Deutschland bisher nicht nachgewiesen, könnten aber durch die bereits vorkommenden Arten übertragen werden!
West Nil Virus
Symptome dieser Viruserkrankung sind nicht immer eindeutig, oftmals geht die Erkrankung mit grippeähnlichen Beschwerden, Fieber und bei Vorerkrankungen mit einer Hirnhautentzündung / Meningitis einher. Manchmal bleibt sie auch komplett symptomlos. Begünstigt wird die Erkrankung durch lange warme Sommer und wurde 20019 erstmals in Deutschland nachgewiesen. Das West Nil Virus wird durch die Buschmücke und die Tigermücke übertragen.
Usutu-Virus – “Amselsterben”
Ebenfalls kann das Usutu- Virus übertragen werden. Dies gehört zu den Flavivieren / Arbovirus und ist mit dem West Nil Virus und der japanischen Enzephalitis verwandt. 2010 trat es in Deutschland auf und ist bekannt als Amselsterben. Beim Mensch verursacht es Fieber, Kopfschmerzen, Hautausschläge und selten Meningitis.
Zika-Virus
Das Zika Virus gehört zu den Flaviviren und wurde 2019 in Südfrankreich nachgewiesen. Es wird vor allem über Tigermücken übertragen sowie über sexuelle Kontakte (Sperma) und über Transfusionen. Es geht einher mit Fieber, Hautausschlag, Gleiderschmerzen und Erbrechen.
Chikungunya-Virus
Das Chikungunya Virus gehört zu den Alphaviren /Togavirus und wird durch Tigermücken und Aedes koreicus übertragen und äußert sich in Fieber, Schüttelfrost und Gelenkschmerzen.
Dengue-Virus
Dengue-Fieber was auch als hämorrhagisches Fieber bekannt ist, wird durch Flaviviren durch Tigermücken übertragen und äußert sich durch schwerwiegende innere Blutungen sowie Schüttelfrost und Gliederschmerzen. Die meisten Todesopfer sind Kinder.
Japanische Enzephalitis
Des weiteren gibt es die japanische Enzephalitis durch Aedes koreicus, hier handelt es sich um eine Hirnhautentzündung.
Dirofilariose
Und auch Fadenwürmer können durch Stechmücken übertragen werden, Filarien (Dirofilarien) sind hier bekannt als Herzwurm und werden durch Aedes koreicus übertragen.
Stark ansteigende Mückenzahlen
Durch die im Frühjahr/Sommer erfolgten zum Teil massiven Überschwemmungen und damit übrig gebliebenen Feuchtgebiete ist ein Anwachsen der Mückenpopulation durch die Eiablage der blutsaugenden Weibchen gewiss. Männliche Mücken ernähren sich von Nektar und Pflanzensäften. Ein Populationsmaximum wird dabei für etwa August erwartet – durch die Populationsdauer von etwa zwei bis drei Woche bedingt.
Dies wird ebenfalls durch fehlende Fressfeinde begünstigt. Schutzmaßnahmen sind in jedem Fall angebracht, egal ob es lange Bekleidung, Mückenspray oder das Untauglichmachen von Brutgewässern ist. Wasserbereiche können, insofern sie nicht ausgetrocknet werden sollen, mit Gaze abgedeckt werden. Oberflächengestaltung können ebenfalls einen Besatz mit Mückenlarven verhindern da sie das Luftholen der Mückenlarven im Wasser verhindern. Sie sind allerdings ebenso vorsichtig einzusetzen wie das veränderte Bakterium Bacillus thuringiensis israelensis (Bti) da sie die Wasserqualität negativ beeinflussen können. Eiweisspräparate können die Larven ebenfalls abtöten wenn diese ins Wasser gegeben werden. Die harmloseste Variante bilden im Gartenteich vermutlich nur Fische als Fressfeinde sowie Libellen- und Käferlarven. Temperaturen über 45 Grad Celsius lässt die Larvenpolulation ebenfalls sterben, ebenso wie Temperaturen unter 10 Grad Celsius.
Achtung bei ungewöhnlichen Reaktionen
Neben den unerwünschten Reaktionen durch Mückenstiche wie die Histaminfreisetzung durch den Mückenspeichel in den Wunden und das dadurch verursachte Anschwellen mit Juckreiz können auch Entzündungsreaktionen auftreten. Dabei ist stets ein ungewöhnliches Erscheinungsbild der Einstichstelle genau zu beobachten. Bei starken Reaktionen auf den Stich an der Einstichstelle ist ein Arzt zu konsultieren.
Mückenatlas
Wer die bei ihm daheim vorkommende Mücken bestimmen oder seltene Arten bekannt machen möchte kann sie unter dem Mückenatlas. einer Studie des Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e.V. und dem Friedrich Löffler Institut (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit) einsenden!