Aus gebenem Anlaß ein paar Worte zum Kruckenwachstum der Gams.
Das Horn der Gams, was ständig nachwächst und aufgrund seiner Wuchsform auf die Geschlechter Rückschluss geben kann (aber nicht muss, mehr dazu unten), dient dem Schutz vor Verletzungen und als Waffe, wobei nicht selten der Gegner festgehakelt ist und enorme Kräfte auf das Horn-Knochen-Konstrukt wirken.
Eine hohe Elastizität, starke Kruckenschläche und darunterliegende kräftige Stirnzapfen sind dabei – gelinde gesagt – von Vorteil.
Die hohe Belastbarkeit ist dabei nur zweckdienlich.
Das Kruckenwachstum erfolgt auf eine einfache Art und Weise. Wenn man sich derer bewusst wird, ist eine Altersansprache einfach (in Kombination mit dem Zahnstatus).
Das frischgesetzte Gamskitz beiderlei Geschlechter trägt zwei schwarze Haarbüschel an den Stellen, an denen die Haut zunächst nur fester und noch nicht verdickt ist.
Die zukünftige Kruckenbasis bekommt innerhalb der nächsten zwei Wochen eine hellere Haarfärbung bevor diese kreisrunden Haarbüschel abbrechen. An dieser Stelle verdickt sich die Haut, bildet Hornhaut, die zunächst warzenartig zuwächst. Die Kopfpartie erhöht sich dabei durch die Entstehung einer Hornhautkappe.
Die eigentliche spätere Kruckenspitze wächst unter der Hornhautkappe und der sogenannten Kruckenlederhaut (Knochenhaut mit Lederhaut und Oberhaut) heran. Im Inneren wird echte Hornmasse gebildet und durch das umliegende gummiartige Milchhorn geschützt.
Im Alter von etwa zwei Monaten erreicht diese auch Jugendhornkappe genannte Krucke eine Höhe von 10 mm, es ist ein Hervorkommen der Spieße erkennbar.
Mit etwa drei Monaten erreicht sie eine Höhe von 20 mm und echte harte Hakelspitze mit einem Kruckenschlauchansatz auf einem knorpelweichen Stirnzäpfchen entsteht.
Mit vier Monaten erreicht die Hornsubstanz eine Innenhöhe von 30 mm und Außenhöhe von 35 mm, das bisher nur spielerische Fegen nimmt stark zu.
In einem Alter von etwa sechs Monaten hat das Jungendhorn seine Endgröße erreicht, die schutzgebende Schicht fängt an im oberen Teil abzubröckeln.
Mit acht Monaten wird eine Innenhöhe von 40 mm und Aussenhöhe von 60 mm erreicht, erste Geschlechterunterscheide hinsichtlich der Stärke können erkennbar sein. Mit etwa 12 Monaten wird das restliche Jugendhorn abgesprengt.
Die bisher rückwärts gekrümmten Stirnzapfen richten sich in den nächsten Monaten auf und die Form der späteren Krucke, wie man sie kennt, entsteht zwischen dem ersten und zweiten Lebensjahr.
Im oberen Drittel der Stirnzapfenhaut erfolgt der Hornmasseausstoß. Durch Wachstumsintervalle entstehen die Jahresringe und dazwischenliegend sogenannte Schuckringe.
Die Stirnzapfenhaut ist mit Blutgefäßen und Nervensträngen durchzogen und versorgt die Hornbasis mit Nährstoffen. An der Kruckenbasis erfolgt der äußere Hornzuwachs der Kruckenschläuche.
Geschlechtsspezifische Unterschiede sind neben der Biegung der Krucken (bei dem Bock stärker gehakelte/gebogene Krucken als bei der Geiß) die Form der Kruckenschläuche (bei der Geiß oval, beim Bock rund).
Aber auch hier gibt es Ausnahmen wie sogenannte bockgehakelte Geißen (stärker gehakelte Geiß) und geißgehakelte Böcke (weniger stark gehakelte Böcke).