Der Wiesenschnitt und seine möglichen Folgen
Nachdem die zweite Mahd nun fast vorüber ist, ein paar Worte zum Thema.
Vielerorts liest man wieder von versehentlich beim Mähen getöteten Wildtieren, u.a. Rehkitze, Feldhasen usw..
Diese Fluchttiere legen nach dem Setzen ihr Jungtiere in Wiesen ab, wo diese liegend verharren. Zum Säugen kommt die Geiß zum Kitz, der Liegeplatz wird täglich gewechselt. Bis zu einem Alter von etwa 4 Wochen duckt sich das Kitz bei Gefahr und flüchtet nicht.
Beim Feldhasen ist es ähnlich.
Kurz nach der Geburt sind sie schon fähig zu laufen, bleiben aber während der ersten Zeit in der Sasse (Lager) liegen.
Die Häsin säugt sie dort die ersten 4 Wochen. Mit etwa 2 Wochen und einem Körpergewicht von 200 bis 300 g beginnen sie langsam Nahrung wie Gräser, Kräuter und Knospen aufzunehmen. Sie brauchen aber dennoch circa vier Wochen lang die Milch der Häsin, da diese ihr Immunsystem stärkt und sie vor Erkrankungen schützt.
Auch bei Gefahr bleibt auch der adulte Hase in der Sasse geduckt. Sie verlassen diese erst in allerletzter Sekunde und flüchten dann in gestrecktem Lauf Haken schlagend mit hoher Geschwindigkeit.
Die kleinen Feldhasen sind allein im Feld, sie ducken sich und verharren wartend in den ersten Wochen bis ihre Mutter zwei Mal am Tag wieder zu ihnen kommt. Da sie noch nahezu keinen Eigengeruch besitzen und farblich im Gras sehr gut getarnt sind, sind sie zumindest vor einigen Fressfeinden sicher.
Genau an dieser Stelle liegt das Problem. Wiesen sind oftmals Lebensraum für zahlreiche Tierarten. Wird die Wiese nun gemäht ohne vorher zu kontrollieren ob sich nicht-flüchtende Kitze darin befinden, so verenden die verletzen Tiere meist kläglich.
Straftatbestand
Gemäß dem Tierschutzgesetz liegt dann eine Straftat vor, wenn bewusst in Kauf genommen wird das Wildtieren beim Mähen verletzt oder getötet werden
TierSchG §17
“Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer 1. ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet oder 2. einem Wirbeltier a) aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden oder b) länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt.”
Botulismus als Folge
Gelangen Kitze unter den Wiesenschnitt, so kann das dadurch den Kadaver kontaminierte Futter eine Vergiftung namens Botulismus auslösen. Das sich in tierischem toten Material vermehrende Bakterium Clostridium botulinum verursacht zunächst nur Verdauungsstörungen, dann Abmagerung, Verhaltensstörungen, Lähmungen bis zum Verenden. Das Bakterium vermehrt sich in Tierkadavern und lebt unter anaeroben Bedingungen wie sie eben auch in der Silage bestehen. Die Neurotoxine die von Clostridium botulinum freigesetzt werden verursachen schwere Vergiftungen, deren Wirkungen generell tödlich sind. Nur die atypische Variante verursacht langanhaltende Symptome, endet nicht zwingend tödlich.
Prophylaxe
Grundsätzlich stellt eine Kommunikation zwischen Landwirt und Jagdpächter eine gute Lösung dar. Wird zeitnah bekannt gegeben, wann gemäht wird, so kann am Tage davor oder unmittelbar vor der Mahd die Wiese mit mehreren Personen abgegangen werden.
Wird ein Kitz entdeckt ist es mit ausreichend Gras an den Rand zu tragen, jedoch ohne Haut-, Handschuh- oder ähnliche weitere Kontakte. Wird der Geruch des Menschen auf die Tiere übertragen, so kann es sein das die Geiß das Kitz nicht mehr annimmt und es schlussendlich gerade in der Säugezeit verhungert.
Neben dem systematischen Abgehen der Wiese sind weitere Möglichkeiten vorhanden.
Störende Elemente wie Vogelscheuchen, Flatterbänder usw. oder auch akustische Mittel die bei Wind Geräusche von sich geben können auf die Mahd vorbereitend eingesetzt werden.
Bei der Mahdtechnik ist ein Mähen von Innen nach Aussen und eine verringerte Geschwindigkeit von Vorteil. Neue Technik an den Fahrzeugen ermöglicht durch Infrarotsensoren ein Erkennen von Wildtieren vor dem Mähwerk.
Akustische Maßnahmen wie laute Sirenen oder Töne im Ultraschallbereich am Fahrzeug werden seit einiger Zeit ebenfalls verwendet sowie ein Einsatz von Drohnen mit Wärmebildkameras oder Infrarottechnik. Wer sich einfachen Geräte wie Kitzretter anschafft muss dafür nicht viel investieren, zudem besteht durch zahlreiche mittlerweile gegründete Vereine und Gruppen die Möglichkeit seine Wiesen durch Freiwillige mit hochtechnologisierten Drohnen absuchen zu lassen.
Neben der rechtlichen Seite des Mähtodes, den zahlreichen Präventionsmethoden, der sauberen Herstellung von Silage – sprich Futtermitteln – sollte es auch im Eigeninteresse eines jeden sein weder vergiftete Futtermittel zu verwenden noch ein Lebewesen grundlos und vorsätzlich zu töten.
Wie immer ist hier der Respekt anderen Lebewesen gegenüber und eine simple Rücksichtnahme hinsichtlich der Umwelt die uns umgibt wichtig.
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