Nachdem das Thema afrikanische Schweinepest nun fast täglich in den Medien auftaucht und natürlich auch viele Anfragen diesbezüglich kommen, haben wir für euch das Thema grob zusammengefasst. Es geht natürlich darum was das überhaupt ist, wie man (…) sich schützen kann und woran man die Seuche erkennt. Falls am Ende noch Fragen offen sein sollten – wie immer nicht verzagen – fragen!
Was ist die afrikanische Schweinepest ?
In Europa kommen die europäische Schweinepest (KSP/ESP, englisch classical swine fever = CSF, Hog Cholera) und die afrikanische Schweinepest vor (ASP, englisch african swine fever = ASF). Beides sind Viruserkrankungen die Schweine betreffen und i.d. R. tödlich enden.
Wodurch wird die afrikanische Schweinepest ausgelöst?
Bei der ASP handelt es sich um eine anzeigepflichtige Tierseuche, verursacht durch den Asfivirus aus der Familie der Asfarviridae. Mehr als 20 Genotypen sind bekannt, relevant sind der Genotyp II aus dem Kaukasus sowie der Genotyp I auf Sardinien. Der Asfivirus ist ein Arbovirus, ein Virus der über Gliederfüßer (u.a. Insekten, Milben) übertragen werden kann. In diesem Fall ist es eine Übertragung durch die sogenannte Lederzecke (Ornithodoros) in Gebieten südlich der Sahara. Für den Übertragungsweg in Europa spielt dies allerdings keine Rolle.
Seit wann gibt es die ASP bei uns?
Noch sind keine infizierten Individuen und auch kein Virus nachgewiesen worden. Vor etwa 50 Jahren trat er erstmals auf der Iberischen Halbinsel auf. Seit 1978 existiert der Virus auch auf Sardinien, 2007 wurde er in Georgien erstmals nachgewiesen und verbreitet sich seitdem weiter nordostwärts. Seit 2014 sind erstmals auch Fälle aus Polen bekannt.
Wer ist Träger des Virus?
Schweine (Hausschwein, europäisches Wildschwein, Warzenschwein, Buschschwein, Riesenwaldschwein)
Lederzecke (Ornithodoros), Gemeine Stechfliege (Stomoxys calcitrans)
Besteht für den Menschen Gefahr?
Es besteht keine Zoonosegefahr.
Wie erfolgt die Übertragung bei der ASP?
Der Virus wird direkt über infizierte Individuen, Blut, Sekreten, Sperma, Speisereste, Schweinefleisch (auch Erzeugnisssen und Zubereitungen) übertragen. Ebenso kann er indirekt über kontaminierte Objekte (Autoreifen, Bekleidung, Schuhe, Werkzeug) verbreitet werden.
Wie kann man die ASP behandeln?
Zur Zeit existiert noch kein Impfstoff gegen die ASP, die Forschung läuft diesbezüglich aber auf Hochtouren (u.a. Eingriff möglicherweise durch Regulation auf mRNA-Ebene während des Infektionsprozesses).
Maßnahmen zur Bekämpfung der ASP erfolgen deshalb nur auf hygiener Ebene als auch auf der Ebene der Regulierung des Wildbestandes. Grundsätzlich wichtig ist eine frühe Erkennung und eine schnelle Diagnose der Seuche. Bezüglich der rechtlichen Grundlagen gibt es die Verordnung zum Schutz gegen die Schweinepest und die Afrikanische Schweinepest, kurz Schweinepestverordnung, welche sich mit den Schutzmaßregelungen befasst.
Wie ist das klinische Bild der ASP?
Infizierte Individuen zeigen schwere unspezifische Symptome nach etwa 4 Tagen Inkubationszeit.
Fieber, Schwäche, Anorexie, Rotfärnung der Haut, Cyanose, respiratorische und gastrointestinale Störungen, Bewegungsstörungen, Abort, erhöhte Blutungsneigung, verringerte Fluchtbereitschaft und Desorientierung.
Bei der akuten Form tritt nach 5 bis 10 Tagen eine Mortalität von 100% auf.
Keine klinischen Symtome treten bei der perakuten Form auf und das Individuum verendet. Der subakute Verlauf hat eine Mortalität von etwa 70 – 100 % und es treten die Symptome in weniger starkem Umfang auf. Beim seltenen chronischen Verlauf treten die Symptome ebenfalls weniger stark auf. Die Spätfolgen sind u.a. Nekrosen der Haut, Gewichtsverlust, Pneumonie, Perikarditis und Darmödeme.
Kann ich die ASP an den Organen erkennen?
Vergrößerte oder rot unterlaufene Lymphknoten, eine vergrößerte Milz sowie feine punktförmige oder flächenförmige Blutungen (Petechien) in Organen, der Haut oder Unterhaut weisen auf die ASP hin. Die Lunge als auch Atemwege können schaumig gefüllt sein. Eine genaue Erkenntnis liefert alledings nur eine Labordiagnostik.
Wie erfolgt die Labordiagnose?
Für die Untersuchung wird mittels eines Tupfers Blut oder Organmaterial gewonnen. Die Tonsille, Lymphknoten, Milz, Niere und Lunge bieten sich dafür an. Es erfolgt ein serologischer Erregernachweis mittels realtime PCR oder eine Virusanzucht in Makrophagenkultur. Indirekt ist der Virus über einen Antikörpernachweis in Serum und Plasma über ELISA oder Western Blot nachzuweisen.
Welche Maßnahmen kann man ergreifen?
Die möglichen zu ergreifenden Maßnahmen sind sehr unterschiedlich und richten sich nach den landschaftlichen Begebenheiten, der Größe des betroffenen gebietes, der landwirtschaftlichen Dichte, der Jahreszeit usw.. Die Bekämpfung wird durch Ausmaße des Ausbruchgeschehens bestimmt. Eingeteilt wird rund um einen bestätigten Virusfund in Kerngebiet, gefährdete Bezirke und Pufferzonen. Je nach Gebiet können unterscheidlich strenge Maßnahmen ergriffen werden swie sie beispuielsweise im Maßnahmenkatalog des DJV-FLI beschrieben sind. Dort werden Jagdruhe, Betretungsverbot, eingeschränkte Forst- und Landwirtschaft, intensive Fallwildsuche, Umzäunung, aktive Fütterung zum Steuern des Wildes, Beseitigen von Fallwild, gezielte Bejagung, Einsatz von Hubschraubern, Drohnen, Wild- und Wärmebildkameras, Fundprämien, die Anlage von Saufängen und noch einiges mehr als mögliche Maßnahmen empfohlen.
Grundsätzlich gilt beim Fund eines möglicherweise mit der ASP infizierten Schweins unverzüglich einen Veterinär bzw. das Veterinäramt zu benachrichtigen und hinzuzuziehen ohne vom Fundort den Virus zu verschleppen. Alle mit dem Schwein in Kontakt gekommenen Gegenstände sollten bevor man den Fundort verlässt desinfiziert, der Fundort abgesichert werden. Fotos und Koordinaten sind am Amt anzugeben, das weitere Vorgehen wird dann bestimmt. Tupfer für die serologische Beprobung können beim zuständigen Veterinäramt prophylaktisch angefordert werden.
Im Fall eines Virusnachweises muss das Stück unschädlich entsorgt werden und weitere Maßnahmen zur möglichen Verbreitung seitens der Behörden getroffen werden.
Wie widerstandsfähig ist das Virus?
Das Virus ist hochresistent bei niedrigen Temperaturen, es überlebt in gefrorenem Material Monate bis Jahre. Bei Hitze wird es ab 56 °C und mindestens 70 min inaktiviert. Ein pH-Wert unter 3,9 und über 11,5 deaktiviert ebenfalls das Virus. Die meisten Desinfektionsmittel sind unwirksam gegen die ASP. Lediglich Ether, Chloroform, Natronlauge, Hypochlorit, Chlor, Formalin und Iodverbindungen sind ab bestimmten Konzentrationen und Einwirkdauern wirksam.
Das Virus bleibt lange in Blut, Exkrementen und Geweben aktiv, ebenfalls in rohem Schweinefleisch aber auch unausreichend erhitzen Schwienefleischerzeugnissen und -zubereitungen (Gepökeltes, Geräuchertes).
Wie geht es weiter? Wie hoch ist das Risiko?
Grundsätzlich bleibt zu sagen, das die ASP sich mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter verbreiten wird. Zum einen durch Notschlachtungen von schwächlichen Tieren und die Weiterverwertung, mit anderen Worten die Verbreitung über den Weg als Lebensmittel und die unsachgemäße Entsorgung von Resten. Zum anderen durch Fallwild was spät oder gar nicht aufgefunden wird und daraus folgend eine Ansteckung anderer Individuen durch Aufnahme des Aases.
Ein geforderter Abschuss von 70 % der Populationen bleibt unrealistisch im Raum stehen, nicht allein durch Schaffung riesiger Maisschläge und mancherorts fehlender Kooperationsbereitschaft zwischen den eigentlich betroffenen Parteien.
So bleibt abzuwarten ob mit Hilfe der Maßnahmenkataloge von DJV und FLI sowie der Aufmerksamkeit der Bevölkerung und möglicherweise einer Sensibilisierung seitens des Themas ASP das Ausmaß der Viruserkrankung gering oder verhältnismäßig schwach bleiben wird bis möglicherweise ein Impfstoff auf den Markt kommt. Bis dahin ist eine Informationsmaßnahme ohne Verursachung von Panik und Hysterie das Mittel der Wahl.
Download:
Handzettel des BMEL http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Tier/Tiergesundheit/Tierseuchen/ASP/ASP-Handzettel_Druck.pdf?__blob=publicationFile
Quellen:
- Friedrich Löffler Institut
Karten zur Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest
https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/afrikanische-schweinepest/karten-zur-afrikanischen-schweinepest/ - Afrikanische Schweinepest
https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/afrikanische-schweinepest/ - FAQ Afrikanische Schweinepest beim Schwarzwild
https://www.openagrar.de/servlets/MCRFileNodeServlet/Document_derivate_00001513/FLI-Information_FAQ_ASP20160509.pdf - African Swine Fever, Center for Food Security & Public Health & Institute for International Cooperation in Animal Biologics, Iowa State University, Last Updated: October 2015
http://www.cfsph.iastate.edu/Factsheets/pdfs/african_swine_fever.pdf - DJV – FLI – ASP-Früherkennung, was ist zu tun, wenn verendetes Schwarzwild gefunden wird?
https://www.openagrar.de/servlets/MCRFileNodeServlet/openagrar_derivate_00005434/DJV-FLI_Massnahmen-ASP-Frueherkennung_101017.pdf
Stand 10.10.2017 - Verordnung zum Schutz gegen die Schweinepest und die Afrikanische Schweinepest (Schweinepest-Verordnung) SchwPestV 1988 Ausfertigungsdatum: 03.08.1988 zuletzt geändert 03. Mai 2016 (BGBl. I S. 1057)
http://www.gesetze-im-internet.de/schwpestv_1988/SchwPestV_1988.pdf - Fallzahlen – ADNS – Animal Disease Notification System (ADNS)
https://ec.europa.eu/food/animals/animal-diseases/not-system_en - Das Wildschwein – Notizen zur Stammform des Hausschweins und seiner Domestikation, Dr. Frank G. Wörner, Gesellschaft für Haustierforschung (GfH) e.V., Eberhard Trumler-Station, Dezember 2015
- African swine fever virus controls the host transcription and cellular machinery of protein synthesis, E. G. Sánchez, A. Quintas, M. Nogal, A. Castelló, Y. Revilla, Virus Research, Volume 173, Issue 1, 2013, Pages 58-75, ISSN 0168-1702, https://doi.org/10.1016/j.virusres.2012.10.025
- Characterization of the African Swine Fever Virus Decapping Enzyme during Infection, A. Quintas, D. Pérez-Núñez, E.G. Sanchez, M. Nogal, M. Hentze, A. Castelló, Y. Revilla, J Virol. 2017 Nov 30;91(24). pii: e00990-17. doi: 10.1128/JVI.00990-17. Print 2017 Dec 15