Wie entfernt man Zecken richtig?
Grundsätzliches:
Zecken ernähren sich vom Blut ihrer Wirte.
Mit in der Luft erhobenen Vorderbeinen warten die Schildzecken lauernd auf einen passenden Wirt und halten sich bei Kontakt dann an ihm fest. Sie wandern an Stellen mit dünner, warmer und gut durchbluteter Haut wie zum Beispiel Kniekehle, Halsansatz, Leiste oder hinter den Ohren.
Mit ihren Mundwerkzeug, den Chelizeren ritzt die Zecke die Haut des Wirtes ein. Das Hypostom, ein mit artspezifischen Zähnen besetzter Fortsatz bohrt und gräbt sich ein (kein Saugrüssel). Mit dem Mundwerkzeug wird durch die Verletzung der Hautoberfläche des Wirtes das Blut aufgenommen.
Während des Stichvorganges werden mehrere Substanzen an die Einstichstelle abgegeben. Der Speichel enthält Proteine, die das Verklumpen des Blutes verhindern und Enzyme gegen Entzündungsreaktionen und Schmerzempfindlichkeit.
Im Detail werden bei der immunmodulatorischen Wirt-Parasit-Beziehung abgegeben:
Gerinnungshemmer (tickanticoagulant peptide =TAP, Serinprotease Faktor Xa Inhibitor) ähnlich Spinne, Skorpione und Schlange
Proteine, die die Fibrinolyse (im Rahmen der Blutgerinnung) beeinflussen (Ixonnexin)
Klebstoff (proteinattachmentcement)
Betäubungsmittel (Enzyme die die Schmerzkaskade auflösen)
Entzündungshemmer (gegen die Immunabwehr des Wirtes, Hemmung der proinflammatorischen Zytokine, IL-8, INF-ß usw.)
Neben den die Einstichstelle beeinflussenden Substanzen können auch Bakterien und Viren, die die Zecke in sich trägt in den Wirt gelangen.
Je nach Entwicklungsstadium können Zecken Krankheitserreger auf ihre Wirte übertragen. Durch die Metamorphosen in der Entwicklung werden 90 % der Erreger im Verlauf verloren. Nymphen sind also als infektiöser einzustufen als adulte Zecken. Problematisch ist dabei die unscheinbare Färbung der Nymphen, weshalb sie meist spät erkannt werden. Je früher eine Zecke entdeckt wird und um so geringer die Saugdauer, desto geringer ist das Risiko, dass diese bereits Erreger in ihren Wirt abgegeben hat.
Krankheiten
Es gibt eine ganze Reihe an Erkrankungen beziehungsweise ihren Erregern, die durch Zecken übertragen werden können. Neue Fälle von bisher nicht verbreiteten Krankheiten treten auf, wenn sich der Lebensraum von bisher eher im tropischen Bereich üblichen Zeckenarten weiter in gemäßigte Klimazonen verbreitet. Unter anderem können Erreger folgender Krankheiten übertragen werden:
- FSME – Frühsommermeningoenzephalitis
- Borreliose -Wanderröte
- Rickettsiose
- Neo-Ehrlichiose
- Babesiose
- Ehrlichiose
- Tularämie
- Anaplasmose
Hinsichtlich des Entfernens von Zecken gibt es viele – manchmal abenteuerliche – Lösungen, die nicht alle zielführend sind.
Grundsätzlich sind drei Punkte zu beachten, die für das erfolgreiche Entfernen einer Zecke ausschlaggebend sind:
- Länge und Ausbildung der Mundwerkzeuge
- Widerhakenanzahl am Hypostom
- Menge des in die Wunde abgegebenen Klebstoffes (proteinattachmentcement)
Es gibt es verschiedene Techniken, die angewandt werden können. Alle haben gemeinsam, das folgende Punkte berücksichtigt werden sollten:
- Zecke nicht schnell entfernen
- hautnah entfernen – ohne Quetschen und damit bedingte Speichelabgabe mit unerwünschten Krankheitserregern
- kontrolliert entfernen – nicht reissen, nicht drehen, sonst verbleibt das Hypostom mit dem Gnathosoma in der Wunde und der Hinterkörper reisst ab
- keine Substanzen wie Öle, Benzin, Alkohol, Aceton verwenden – sie verhindern nicht die Abgabe von Erregern und beschleunigen das „Loslassen“ der Zecke auch nicht
- nach dem Entfernen ist die Stelle zu desinfizieren
- bei Körperreaktionen auf den Stich wie z.B. eine Rötung oder Schwellung ist ein Arzt aufzusuchen Zeckenpinzette
Zeckenkarte
Folgende Hilfsmittel sind möglich:
Zeckenpinzette – Zecke am Mundwerkzeug körpernah gegriffen und hochgezogen
Zeckenkarte – zwischen Zecke und Haut geschoben und nach oben ausgehebelt
Zeckenlasso – Schlaufe um Mundwerkzeuge legen und und hochziehen
Zeckenhebel – ähnlich eines Brecheisens, wird zwischen Zecke und Haut geschoben und gehebelt
Fingernägel – ähnlich wie bei der Pinzette Zecke greifen und hochziehen
Wohin mit der entfernten Zecke?
Die entfernte Zecke – vor dem Hinblick, das sie Krankheitserreger beinhalten könnte, wird in der Regel mechanisch getötet. Man kann sie zwischen zwei Papieren mit einem schweren Gegenstand zerdrücken beziehungsweise zerquetschen. Die Tötung durch Hitze ist ebenfalls effektiv. Das werfen in die Toilette ist nicht sinnvoll, da die Milbe auch einige Zeit im Wasser überleben kann. In Flüssigkeiten wie Chlorreiniger, hochprozentigem Alkohol oder Desinfektionsmitteln wie Sagrotan überlebt die Zecke nicht.
Was kann ich machen, wenn der Kopf stecken geblieben ist?
Wenn das Hypostom in der Wunde verbleibt ist der krankheitserregende Teil trotz alledem entfernt und es geht keine Gefahr mehr aus. Der verbleibende Körperteil eitert heraus. Auch hier gilt – bei Rötungen und Schwellungen den Arzt aufsuchen.
Gibt es eine Zeckenprophylaxe?
Auf dem Markt frei verkäufliche Antizeckenmittel sind vielfältig erhältlich, jedoch auch nicht immer gleich wirksam. Mittel auf der Basis von Geraniol oder Zedernöl bieten einen guten prophylaktischen Schutz, wohingegen die Wirkung von Kümmelpräparaten und Kokosöl noch sehr umstritten ist. Auf heller Bekleidung lassen sich Zecken schneller erkennen, ebenso bieten geschlossene langärmelige Bekleidung, festes Schuhwerk, lange Hosen und in die Socken gesteckten Hosenbeine einen Schutz vor den krabbelnden Milben. Neue Bekleidungsstoffe mit integriertem Permethrin sind ebenfalls erhältlich. Wichtig ist dennoch sich nach einem Waldbesuch gründlich abzusuchen, denn falls eine Zecke doch ihren Weg trotz der ergriffenen Schutzmaßnahmen gefunden haben sollte, ist ein frühzeitiges Auffinden der Zecke sinnvoll.