Da zur Zeit wieder Meldungen zur populär formulierten Hirsch-Zombie-Krankheit durch das Internet wandern, ein paar Worte dazu.
Die Chronic Wasting Disease (CWD) oder auch Transmissible Spongiforme Enzephalopathie (TSE) ist eine das Zentrale Nervensystem (ZNS) betreffende Erkrankungen der Cerviden (Geweihträger). Der Name beschreibt ein Symptom der Erkrankung, den anhaltenden Gewichtverlust.
Die CWD war bisher in Nordamerika verbreitet, in 2016 wurde der erste europäische Fall in Südnorwegen bekannt.
Ähnlich wie BSE beim Rind, TME bei Mink und Waschbär, Creutzfeldt-Jakob beim Mensch oder Scrapie bei Schafen und Ziegen ist eine Veränderung des Hirngewebe, verursacht durch Prionen zu erkennen.
Prionen sind fehlgefaltete Proteine, die pathogene Wirkung auf den Organismus ausüben können. Akkumulieren diese im Gehirn kommt es zu einem spongiformen (schwammartigen) Zerfall des Gewebes. Die „gesunde“ Form des PrPC (Prion Protein cellular = zelluläres Prion-Protein klappt in eine abnorme Konformation um, das PrPSc. Dieses kann, vereinfacht gesagt, weitere Proteine wie in einer Kettenreaktion umfalten. Sie sind unlöslich und lagern sich an. Die Zellen mit den fehlgefalteten Proteinen sterben ab, eine schwammartige Hirnstruktur entsteht.
Eine spontane Umfaltung der Proteine ist möglich, eine genetische Vererbung dieser Fehlform und eine „Ansteckung“.
Die meldepflichtige Erkrankung kann von Tier zu Tier übertragen werden, die Aufnahme erfolgt vermutlich durch orale Aufnahme über Körperflüssigkeiten, Körpermaterial oder Ausscheidungen. Dabei ist die Menge an kontaminierender Substanz ausschlaggebend.
Eine Ansteckung durch den Verzehr erkrankter Tiere oder durch die Fütterung mit dem Tiermehl aus erkrankten Tieren ist nachweisbar. Neuere Erkenntnisse über eine Luftübertragung werden noch untersucht ebenso wie die Beteiligung eines Bakteriums aus der Art der Spiroplasmen.
Da Prionen sehr stabil gegenüber Umweltfaktoren wie Hitze oder Trockenheit sind können sie unter Umständen viele Jahre ansteckend bleiben.
Symptome der CWD sind – durch die schwammartige Veränderung des ZNS – Verhaltensveränderungen, Apathie, Gewichtsverlust, Erregbarkeit, Tremor, erhöhter Speichelfluss, Aspirationspneumonie (Entzündung der Lunge durch Flüssigkeiten oder Fremdkörper wie Mageninhalt), Bewegungsstörungen und in Folge der Tod. Die Erkrankung wird meist spät erkannt, da die Symptome erst dann auftreten wenn das Gehirn bereits irreversibel geschädigt ist. Eine Erkrankung bei jungen Tieren wird deshalb auch nicht detektiert.
Untersucht werden kann auf die CWD post mortem durch eine Immunhistochemie des Gehirnes, ELISA und neuerdings auch durch Speichelproben.
Eine Dekontamination ist nur mit einer geringen Anzahl an Desinfektions- und Sterilisationsmitteln machbar, da Prionen sehr stabil sind. Eine Autoklavierung bei feuchter Hitze müsste beispielsweise mindestens zwei Stunden bei 131 °C) oder trocken 60 min bei 200 °C erfolgen.
Da eine Übertragung auf den Menschen noch nicht ausgeschlossen werden kann, wird – wie bei anderen Zoonosen auch – auf Schutzmaßnahmen wie Handschuhe und Mundschutz verwiesen, eine saubere Wildbrethygiene mit Desinfektion der Werkzeuge und möglichst geringem Kontakt zu Nerven- und Hirngewebe nahegelegt.