Wer die aktuellen Beiträge der Medien verfolgt wird die Thematik der aktuellen Wetterlage hinsichtlich des Überlebens der Wildtiere bemerkt haben. Da vermehrt Fragen zu dem Thema bei mir ankommen ein paar Worte dazu – jenseits aller politischen Gegebenheiten.
Unsere Wildtiere wie Rehwild, Rotwild und co. sind homoiotherm.
Das heisst, sie sind Warmblüter und gleichwarm. Im Gegensatz zu den poikilothermen, wechselwarmen Tieren, die man auch als Kaltblüter bezeichnet haben die gleichwarmen Tiere eine annähernd konstante Körperkerntemperatur. Neben Fell und Federn bietet eingelagertes Fettgewebe eine thermische Isolation. Das Verhalten der Tiere ist jahreszeitlich verändert, sie sind im Winter weniger aktiv als bei warmen Temperaturen.
Die Körpertemperatur ist um wenige Grade reduziert, ebenso wie ihre Herzfrequenz fast um die Hälfte gesenkt wird. Der Stoffwechsel und die Reaktionsfähigkeit sind herabgesetzt und ihre Pansenzotten sind verkleinert. Die enzymatische Stoffwechselreaktion ist zudem stark temperaturabhängig.
Durch diese Energieeinsparungen kann das Wild auch bei niedrigen Temperaturen gut überleben.
In der momentanen Situation ist angesichts der Temperatur und der Schneelage das Wild in dem beschriebenen Zustand der Energieeinsparung.
Wird nun, sei es durch Jagd, Spaziergänger, Rodler, Skifahrer und co. das Wild aufgeschreckt, so muss es seinen Stoffwechsel zugunsten des Flüchtens erhöhen. Es muss mehr Nahrung aufnehmen um das Energiedefizit wieder auszugleichen. Aufgrund des verminderten Nahrungsangebotes und der verringerten Pansenzottengröße ist dies ein Problem. Es findet zum einen wenig bis keine Nahrung. Zum anderen kann es, wenn Nahrung gefunden wird, diese nicht in dem Maße verstoffwechseln, wie es im Sommer mit einer normalen Pansenzottengröße stattfinden würde. Darüber hinaus können durch zu schnelle Nahrungsaufnahme eine Pansenacidose, das heißt eine Übersäuerung sowie durch gärende Pflanzenbestandteile eine Tympanie, eine Aufgasung auftreten. Bei einer hohen Schneedecke und einem erhöhten Stoffwechsel wegen Flucht wird folgerichtig auch der Verbiss und das Schälen von Bäumen erhöht, da diese Pflanzenbestandteile im Gegensatz zur Krautschicht noch frei zugänglich ist.
Für diesen Winter bedeutet das zum einen viel Fallwild und zum anderen einen deutlich erhöhten verbiss und Schälschäden.
Sinnvoll, neben einer Fütterung – logischerweise an die entsprechenden Wildarten in Menge und Art angepasst und zum richtigen Zeitpunkt – ist den Wildtieren die nötige Ruhe zu geben. Die Jagd sollte ruhen, Wege nicht verlassen werden, Einstände und Wildruhezonen weitreichend zu meiden und jedwede Art der Aufschreckung des Wildes vermieden werden. Rücksicht ist hier das Stichwort! Ich würde mich freuen wenn der eine oder andere darüber ins Grübeln kommt und sowohl Wild als auch Wald eine Chance bekommen!
Wer sich mehr für das Thema interessiert findet unter Wildes Bayern mehr!