Wie oft hat man mit Vorurteilen zu kämpfen und wie oft hört man Mythen hinsichtlich Jagd und Jäger….
hier wollen wir nur einen kleinen Aspekt aufgreifen und versuchen zu erläutern, jenseits der üblichen Vorurteile.
“Jagd ist nur etwas für Männer”
Die Frauenquote unter den Schülern ist in den vergangenen 5 Jahren kontinuierlich gestiegen und zeigt auch das “Frau” genauso gut jagen kann und sich ruhig auch mal etwas zutrauen kann. Während früher die Anzahl der Frauen in dem Bereich noch überschaubar war, hat sich in der letzten Zeit einiges getan. Noch immer gibt es Fälle in denen Frau sich beweisen muss, bevor manch ein alteingesessener Jagdgenosse sie akzeptiert. Aber auch ohne die Akzeptanz einiger weniger ist Frau jagdlich genauso gut wie ein Mann. Wildbiologie, Jagdhunde, Jagdrecht, Naturschutz, Landbau, Waldbau, Jagdpraxis, Waffenkunde und auch das Schiesstraining sind kein Hindernis und werden oft mit besonderem Ehrgeiz gelernt. Wildbrethygiene, das Aufbrechen, ebenso wie die sichere Waffenhandhabung erledigt Frau genauso patent. Die neue Generation der Jäger ist toleranter, aufgeschlossener und auch moderner – aber nach wie vor traditionell!
“Jäger sind keine Naturfreunde sondern Mörder”
Mord ist nach §211 des Strafgesetzbuches (StGB) ein erfasster Tatbestand des materiellen Strafrechts. „(2) Mörder ist, wer aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen, heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken, einen Menschen tötet.“
Die Jagd in ihrer Ausübung ist per BJG und den jeweilig gelten Landesjagdgesetzen eine legale Ausübung des Aufsuchens, Nachstellens, Erlegens und Fangens wildlebender Tiere. Des Weiteren ist dabei die Pflicht zur Hege gesetzlich verankert, Jäger sind also per Gesetz dazu verpflichtet sich auch im Tierarten zu kümmern die ganzjährig geschont, mit anderen Worten keine Jagdzeit haben, wie z.B. Luchs und Wildkatze. Ebenfalls müssen sie Seuchenprävention, gerade auch im Hinblick auf die afrikanische Schweinepest betreiben.
“Jäger reden nur in Waidmannssprache”
Die Fachterminologie mit speziellen Begriffen wird zur Vereinfachung von komplexen Zuständen und als Fachsprache für Berufsjäger verwendet. Bereits im Hochmittelalter sind erste Überlieferungen bestätigt. In der Oekonomischen Enzyklopädie von Krünitz von 1773 bis 1858 findet man die Begrifflichkeit gar nicht, nur eine Randanmerkungen „Uebrigens haben die Jäger ihre eigene und besondere Kunstsprache, welche daher die Jägersprache, oder die Jagdterminologie genannt wird. Man hat, aus Pedanterey, Dingen, welche schon bestimmte Nahmen haben, andere gegeben, nur um den hirschgerechten Jäger, wie den Handwerksburschen durch den Gruß, zu erkennen.” Nichtjägern gegenüber wird die Sprache nicht verwendet.
“Jäger haben Trophäen an allen Wänden”
Das Wort Trophäe leitet sich vom griechischen Wort Siegeszeichen ab und wird als Zeichen des Triumphes gesehen. Der Eindruck von Stolz, Macht und Stärke wird suggeriert. Vielfach, gerade wenn man an die Geschichte der Jagd denkt mit Sicherheit auch als ein zur Schau stellen der Privilegien durch Erlegung bestimmter Tierarten. Heutzutage ist das Ausstellen der Trophäen, von der gesetzlich einmal jährlich vorgeschrieben „Hegeschau“ nicht mehr in der Form üblich, in der es die letzten Jahrhunderte betrieben wurde. Der Gedanke des Zur Schaustellens ist teils dem Gedanken des ganzheitlichen Nutzens gewichen und statt ein präpariertes Tier oder ein Körperteil an der Wand als Staubfänger hängen zu haben wird dieses verwertet.
“Jagd ist sinnlos”
Der Rückgang der geschützten Lebensräume durch den zunehmenden freizeitdruck – kaum ein Gebiet im Wald wird von Menschen nicht betreten – wandern die Tiere in die Felder und in Siedlungen ab und verursachen dort Schäden, nicht zur Freude der Besitzer und Landwirte. Durch ein erhöhtes Nahrungsangebot durch große Maisschläge entstehen hohe Zuwachsraten, ohne wirkliche Beutegreifer wie Luchs, Bär und Wolf besteht ein Problem der zunehmenden Populationsgröße. Dichteabhängige Faktoren wie innerartliche Konkurrenz, ein erhöhtes Nahrungsangebot aber ein begrenztes Platzangebot verursachen Stress und können zur Ausbreitung von Krankheiten führen. Dichteunabhängige Faktoren wie Witterungsbedingungen, bei uns eine klimatischer Erwärmung beeinflussen zudem die Populationen, auch wenn klimatische Extreme zunehmen. Das Zusammenleben von Mensch und Tier entpuppt sich als äußerst schwierig, sobald es um die Rücksichtnahem des Menschen gegenüber der Natur und Umwelt geht. Wenn Freizeitbelange beschnitten werden ist der Unmut groß, das Verständnis für echte Wildruhezonen gering. Gleichermaßen steigen die Beschwerden hinsichtlich Waschbären an Mülltonnen, Wildschweine in Vorgärten oder Steinmarder unter Motorhauben. Die Jagd scheint bis auf wenige Ausnahmen eine Möglichkeit zu geben, das fragile „Gleichgewicht“ zu halten, was zwischen Naturnutzung und Tierwelt besteht. Ein zunehmender Umweltdruck würde ein Zusammenbruch der Population bewirken, fraglich ist nur wie weit der Mensch allein bereit wäre zu gehen. Auch wenn sich zugegebenermaßen der Jagdausübungsberechtigte zwischen den Stühlen der Landwirtschaft, Forstwirtschaft und der Bevölkerung befindet. Die Ausübung der Jagd – vorausgesetzt sie wird unter den Grundsätzen der Waidgerechtigkeit betrieben – ist die einzige Möglichkeit die Populationsschwankungen hinsichtlich Seuchen, land- oder forstwirtschaftlichen Schäden und dem zunehmenden Freizeitdruck zu mindern.
“Jäger sind immer grün gekleidet”
Früher ging man davon aus das das Wild das gleiche Sehspektrum an Farben hatte wie der Mensch. Getarnt wurde, in dem man sich in ähnlichen Farben wie die Natur anzog. Mit anderen Worten grün. Heute weiß man das Wild unterschiedliche Farbspektren sieht, so wird z.B. Orange für Rehe wie ein schwaches Grau wahrgenommen, ein Blau hingegen leuchtet für sie. Unter Berücksichtigung dessen, vor dem man sich tarnen will, sind also verschiedene Farben als auch Muster sinnvoll. Sind die Tiere Bewegungsseher und welche Sehwinkel haben sie? Manche Vögel haben einen Scharfsehbereich von 20 Grad (Mensch 2,5), ihre Augen sind seitlich angeordnet um fast 360 Grad Umsicht haben zu können. Heute müssen also Jäger nicht grün bekleidet sein, auch wenn eine schmutzunempfindliche Farbe sicher sinnvoll erscheint.
“Hobbyjäger machen den Jagdschein nur aus Spaß”
Wer die Hobbyjagd ausübt muss, wie jeder andere Jäger auch eine staatliche Prüfung hinter sich bringen. In Bayern besteht diese aus einer schriftlichen Prüfung, einer mündlichen Prüfung und einer praktischen Prüfung in Fächern der Waffentechnik, Wildbiologie, Jagd-, Waffen-, Lebensmittel- und Naturschutzrecht, Wildkrankheiten, Jagdhundewesen, Fleischhygiene, Jagdpraxis, Landbau, Naturschutz & Waldbau und Hege. Neben den Prüfungen müssen die Anwärter mindestens 120 Stunden Theorie und Praxis absolvieren und für das Lösen des Jagscheines muss die sogenannte Zuverlässigkeit vorliegen. Wer also die Jagd ausüben will, kann dies nicht ohne weiteres tun sondern muss sich eine Menge an Wissen aneignen, die Hintergründe verstehen und verständlich erklären können. Er muss sein Handwerkszeug beherrschen und einen sicheren Umgang damit vorweisen. In der Jagdausübung ist er an die Gesetzesvorgaben gebunden. Es ist also kein leichtes Jäger zu werden.
“Jäger interessieren sich nur fürs Schießen und nicht für Wildpopulationen”
Jagd ist Artenschutz und angewandter Naturschutz. Der Anteil an aktiver Jagdausübung, mit anderen Worten Ansitz, Gesellschaftsjagd o.ä. ist nur ein geringer Bruchteil der Verpflichtungen denen man nachzukommen hat oder nachkommen kann. Neben Förderung der Artenvielfalt durch gezielte Anpflanzung von Pflanzen für Insekten z.B., Bereitstellung von Nistkästen für Eulen, belassen von Totholz, Anlage von Wasserbereichen etc. ist der Jäger angehalten sich um einen den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepassten artenreichen und gesunden Wildbestandes sowie die Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen zu kümmern. Darüber hinaus ist es Grundvoraussetzung wenn man mit Werkzeugen umgeht diese auch zu beherrschen. Anders formuliert, wenn ich mit einer Waffe schießen will, dann habe ich damit selbstverständlich auch zu üben. Insofern muss sich jeder Jäger, der die praktische Jagd ausübt mit dem Schießen beschäftigen. Nichtsdestotrotz – es gibt auch Jäger die ohne Büchse und Flinte hegen, die nichts erlegen und sich nur dem Naturschutz verschrieben haben. Alles ist legitim!