Heute mal ein kleiner Exkurs zum leidigen Thema Trophäen. Vorab – wer einen schwachen Magen hat bitte nicht weiter scrollen.
Ihr kennt ja meine durchaus kritische Einstellung zum Thema Hegeschau und ihre Aussagekraft…
Für den Nicht-Jäger: eine Hegeschau ist die gesetzlich vorgeschriebene öffentliche Ausstellung der Trophäen eines Jagdjahres, d.h. vom 1. April bis zum Folgejahr. Ausgestellt werden nur die Köpfe der männlichen Stücke (…), dabei wird das Gehörn beurteilt um Aussagen über die Population zu treffen (alt, jung, stark, schwach usw.). Gezeigt wird das Gehörn und der Unterkiefer in den meisten Fällen.
Gesetzlich heisst es dazu in §16 Abs 4 der Ausführungsverordnung des Bayrischen Jagdgesetzes (AVBayJG) “Zur Überwachung der Durchführung der Abschußpläne und zur Erhebung von Daten im Sinn von Art. 32 Abs. 7 Nr. 2 BayJG finden jährlich öffentliche Hegeschauen statt. […] Die Revierinhaber sind verpflichtet, den Kopfschmuck des gesamten in ihren Jagdrevieren im letzten Jagdjahr erlegten oder verendet aufgefundenen Schalenwildes bei der öffentlichen Hegeschau vorzulegen.”
Diese haben die Aufgabe, Informationen zu vermitteln, insbesondere über
1. die Entwicklung der Wildschadenssituation und der Waldverjüngung unter Berücksichtigung der Gutachten der Forstbehörden zum Zustand der Vegetation,
2. die Erfüllung der Abschußpläne, die körperliche Verfassung des Wildes und die strukturelle Entwicklung der Wildbestände unter Berücksichtigung des Kopfschmucks des erlegten oder verendet aufgefundenen Schalenwildes,
3. die Bestandsentwicklung der nichtabschußplanpflichtigen Wildarten und
4. die Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen der freilebenden Tierwelt.
Nun hat jeder seine eigene Art die Schädel soweit vorzubereiten, ich werde aber oft gefragt wie ich das denn mache und auch während der Ausbildung sollte es ein fester Bestandteil des Unterrichts sein. Hier also nun eine kleine Anleitung wie man es *einfach* machen kann ohne mit Chemikalien rumzupanschen oder den Hochdruckreiniger zu benutzen.
So, und nun zum Thema… Ich friere grundsätzlich Köpfe weg, da ich nichts davon halte einen vergammelten Schädel zu präparieren (zum einen weil es eine Sauerei ist – zum anderen weil nicht alle so einen Magen haben wie ich) Punkt (1) ist also der Schädel aus der TK.
Ich lasse ihn in Ruhe vor Fliegen geschützt auftauen und setze dann (2) einen Schnitt auf der Stirn an der kreuzförmig ist (3). Beim Abkochen löst sich dann alles leichter.
Man nehme einen ausreichend großen Topf, eine Kochplatte oder den Küchenherd, einen Schuss Spüli ins Wasser und es kann losgehen. Wichtig ist, das das Gehörn nicht mit im Sud hängt (habe manchmal schon einfach eine Grillzange links und rechts um das Gehörn und über den Topfrand geklemmt).
Man lässt nun langsam (!) etwa 2 Stunden köcheln (4), langsam damit die Knochennähte sich nicht lösen und auch nichts anbrennt. Es sollte danach sein wie Suppenfleisch und fast allein abfallen (5). Man nehme sich dann geeignetes Werkzeug (6) und löse das Fleisch ab (7,8).
Dabei beim Augapfel bitte aufpassen, da herrscht hoher Druck.
Ebenfalls entferne ich das Gehirn aus der Schädelhöhle, dazu benutze ich eine alte Zahnbürste und rühre herum, spüle auch unter fliessendem Wasser aus.
Ich vertrete die Meinung sowohl Ober- als auch Unterkiefer bei der Hegeschau auszustellen, damit auch nachweisbar ist das der Unterkiefer tatsächlich zum Oberkiefer gehört (und nicht dieser unkontrolliert rabiat abgesägt wurde, wie das leider oft der Fall ist). Deswegen säge ich den Schädel nicht auf. Auch bei den Zähnen ist dabei aufzupassen, manchmal lösen sie sich (9)!
Ich habe meist ein Glas mit Wasser um sie aufzufangen neben mir stehen. Nun nehme ich einen Beutel/Plastiktüte und eine “Portion” normales Waschmittelpulver (ein Schäppchen voll) (10). Der Vorteil an dieser “harmlosen” Bleiche ist kein Einsatz ätzender Chemikalien und in Folge auch für niemanden die Gefahr in Rest von z.B. Wasserstoffperoxid zu langen.
Der vorbereitete Schädel (11) wird in die Tüte mit dem Pulver gestellt und mit heissem Wasser (kann auch kochen) übergossen bis der Schädel (nicht das Gehörn!!!) bedeckt ist. Wenn das Gehörn nun in der Lösung ist bleicht es mit…. das sollte aber ja nicht so sein. Nun lasse ich das Ganze 4 Tage stehen (vor Fliegen geschützt).
Beim Öffnen (12) sieht es nun schon wesentlich sauberer aus.
Nun benutze ich mein altes Werkzeug, sprich Pinzetten und Spatel sowie Nadeln (13) und mein Ziel ist es, alle Gewebereste und Knorpel zu entfernen – auch die aus der Nase ohne die feinen Knochen zu verletzen oder auszubrechen. Dazu benutze ich am Schädel auch wieder die Zahnbürste (14) und für die Nase (15) die Nadeln und Pinzetten.
Nach einem ersten Reinigen sieht das ganze schon ganz passabel aus (16), die Schneidezähne sitzen auch alle noch da wo sie sein sollen (17) und auch die Nase (18). Der Unterkiefer ist nach dem Putzen relativ sauber (19), die Nase spüle ich diverse Male unter fließendem Wasser .
Das Gehirn ist nun vollständig entfernt (20) so dass auch nichts anfängt zu gammeln und zu stinken (auch alles schon gesehen). Mit Bild (21) schliesse ich nun ab, jetzt kommt nur noch das Trocknen und eventuell ein Finish.
Ein Bild davon werde ich morgen bei Tageslicht nachliefern! Und wie immer – bei Fragen fragen!