Endoparasiten sind in Mitteleuropa weit verbreitet, so auch der Große Leberegel und der Kleine Leberegel, die beide sogenannte Generationenwechsel durchmachen während ihr Wirt gewechselt wird und typische Larvenformen aufweisen.
Großer Leberegel – Fasciola hepatica
Daten:
- Endwirt: Pflanzenfresser vor allem Schaf, Rind
- Zwischenwirt: Zwergschlammschnecke (Lymnea truncatula)
Sumpfschnecke (Galba truncata ) - Aussehen: 3 cm lang, lanzettlich
- Wirkort: Gallengänge, Leber
- Lebensdauer: 1- 2 Jahre
- Zyklusdauer: 14 bis 23 Wochen
Lebenszyklus:
- im Endwirt befinden sich Eier in den Gallengängen
- über Gallenflüssigkeit wandern die Eier in den Darm und werden dann ausgeschieden (sind ausserhalb lange lebensfähig)
- Eier reifen im Wasser etwa 2-3 Wochen, darin befinden sich Mirazidien (Wimperlarven)
- Mirazidien schlüpfen und wandern aktiv in den amphibischen Zwischenwirt Schnecke und bleiben dort 6 – 7 Wochen
- beim Eindringen in die Mitteldarmdrüse werden die Mirazidien zu Sporozysten (Keimschläuchen)
- In den Sporocysten bilden sich Redien (Stablarven)
- In den Redien wachsen Zerkarien (Schwanzlarven) heran
- Zerkarien verlassen den Zwischenwirt indem sie sich durch die Haut bohren und werden zur schwanzlosen eingekapselten Metazerkarie
- Metazerkarie heftet sich infektiös an Pflanzen und wird vom Endwirt oral über Nahrung aufgenommen
- im Darm schlüpfen die junge Egel und bohren sich durch die Darmwand in die Bauchhöhle
- Egel wandern innerhalb von 2 Tagen in die Leber
- 5 – 6 Wochen lange Wanderung und Ernährung vom Lebergewebe
- bei Geschlechtsreife wandern die Egel in die Gallengänge und beginnen Eier auszuscheiden
Erkrankung: Fasziolose, akut und chronisch, auch Leberfäule, Distomose genannt
Symptome:
- Leberfunktionsstörungen
- vergrößerte Leber (Hepatomegalie)
- Apathie, Schwäche, Haarverlust
- innere Blutungen, Blutarmut (Anämie)
- Schwellungen im Halsbereich (Ödeme)
- Vernarbung und Verkalkung der Leber
- Verenden
Diagnose: Eier im Kot bei chronischer Form
bei akuter Form immunologischer Nachweis über Antikörper im Blut oder über Koproantigene im Kot,
Mikroskopie von Gallensekret
Prophylaxe: Anthelminthika (Wurmmittel)
Fehlwirt Mensch
- Infektionsherde: Brunnenkresse, Löwenzahn, Fallobst, rohe Leber
- Symptome: Fieber, Erbrechen, Kopfschmerzen, Oberbauchschmerzen, Abszesse,Gelbsucht Hautausschlag/Quaddeln (urticarielle Exantheme), Verdauungsbeschwerden, fibrotischer Umbau der Leber (mehr Bindegwebe und Kollagenfasern), Leberentzündung
- Behandlung: Anthelminthika (Wurmmittel) z.B. Triclabendazol
- Prophylaxe: keine möglicherweise mit Kot verschmutzte Brunnenkresse (…), keine rohe Leber essen
Kleiner Leberegel – Dicrocoelium dendriticum oder lanceolatum oder auch Lanzettegel
Daten:
- Wirt: Pflanzenfresser, vor allem Schafe und Rind aber auch Schwein, Hund, Katze, Nager
- Zwischenwirt: Landlungenschnecken Zebrina und Helicella
Ameise Formica ssp - Aussehen: 5-15 mm lang, dorsoventral abgeplattet, lanzettlich, transparent
- Wirkort: Gallengänge, Leber
- Lebensdauer: bis zu 6 Jahre
- Zyklusdauer: 16 – 30 Wochen
Lebenszyklus:
- im Endwirt befinden sich Eier in den Gallengängen
- über Gallenflüssigkeit wandern die Eier in den Darm und werden dann ausgeschieden (sind ausserhalb lange lebensfähig)
- vom Zwischenwirt Schnecke oral über die Nahrung aufgenommene Eier mit darin enthaltenen Miracidien (Wimperlarven) durchwandern Darmwand
- Mirazidien werden zu Sporocysten (Keimschläuchen) in der Mitteldarmdrüse
- Nach der Entwicklung von Zerkarien ( Schwanzlarven) erfolgt eine Wanderung in die Atemhöhle
- nach 3 – 4 Monaten scheidet die Schnecke Schleimbällchen mit bis zu 400 Zerkarien aus, die ausserhalb schlecht überlebensfähig sind,
- Zwischenwirt Ameise frisst sie, 1 – 2 Monate wandern die Zerkarien in die Leibeshöhle und wenige ins Nervensystem
- Zerkarien verkapseln sich zu Metazerkarie, verursachen bei der Ameise einen Mandibelkrampf, wodurch Ameise an Pflanzenteilen festhängt und vom Endwirt oral mit der Nahrung aufgenommen wird
- im Darm bohren sich die geschlüpften jungen Egel durch die Darmwand in die Bauchhöhle und wandern innerhalb von 2 Tagen in die Gallengänge der Leber
- bei Geschlechtsreife beginnen die Egel Eier auszuscheiden
Erkrankung: Dicrocoeliose
Symptome:
- Fressunlust, Abmagerung
- Leberfunktionsstörungen (weniger starke Leberschäden als bei Fasciola)
Diagnose: Eier im Kot
Prophylaxe: Anthelminthica
Fehlwirt Mensch (sehr selten)
- Infektionsherde: über Nahrung aufgenomme Ameise, rohe Leber
- Symptome: leichte Oberbauchschmerzen, Verdauungsbeschwerden, Leberentzündung, Erweiterung der Lebergefäße, Erbrechen, Vernarbung der Leber
- Behandlung: Anthelminthika (Wurmmittel) z.B. Praziquanthel
- Prophylaxe: keine rohe Leber, keine Ameisen essen
Exkurs: Gehörn
Durch den Befall durch Leberegel wird oftmals eine sogenanntes Korkenziehergehörn oder Widdergehörn im Rehbock verursacht. Vermutlich resultiert dies aus der Einwirkung der Endoparasiten im und auf den Stoffwechsel ihres Endwirts, einen mangelhafte Kalkversorgung in Kombination mit dem Hormonstatus von Testosteron, Progesteron und Somatotropin.
Quellen:
Allg. Parasitologie, Hiepe Th., Lucius R., Gottstein B., Paul Parey Verlag 2006, S. 215 ff.
Kükenthal – Zoologisches Praktikum, V. Storch, U. Welsch, Spektrum Verlag, 23. Auflage, 1999, S. 92 ff.
https://web.archive.org/web/20060328034236/http://www.cabi-publishing.org/pdf/Books/0851992609/2609ch1.pdf
https://www.cdc.gov/parasites/fasciola/index.html
http://www.infektionsbiologie.ch/parasitologie/seiten/modellparasiten/mp03dicr.html