Schuhe…
So ein Thema. Eigentlich sollte mir das ja liegen. Sagt man. Zumindest so mit zwei X-Chromosomen. Naja. Ich bin, was das angeht vermutlich eh nicht die weibliche Norm. Man denke nur an das ungenierte Öffnen des Pansens um die Zotten anschaulich zu verdeutlichen oder das Sezieren des Fallwildes auf der Suche nach der Todesursache. Nun ja. Trotzdem geht es heute um Schuhe. Denn bekanntlicherweise „zeig mir deine Schuhe und ich sage dir wer du bist“.
Ohne gute Schuhe ist man das ein oder andere Mal aufgeschmissen. Rutschiger, nasser, steiniger Boden und und und kann ein Sicherheitsrisiko für Fuß und Inhaber darstellen. Der Halt für den Knöchel und warme Füße sind da nur weitere Aspekte.
„Trag festes Schuhwerk, Kind!“
war eines der ersten Dinge, die ich draußen bisher fast konsequent umgesetzt habe – einzige Ausnahme das Pirschen, denn da trage ich tatsächlich wendegenähte Lederschuhe nach einer Rekonstruktion von 850 AD. Wer die Variante der Ledersohlen nicht befürwortet und auch nicht gern barfuß oder in Socken unterwegs ist findet auch hier nun eine Lösung. Sohlen unterschiedlichster Couleur je nach Anforderungsgebiet können ausgewählt werden. So unter anderem auch einen extra für die Jagd entwickelter Sohle, die besonders weich und damit besser griffig und pirschfähig ist. Gefühl zu haben, worauf man tritt, kann sehr viel mehr Anblick bedeuten. Ich erinnere mich gern an den Sommer, in dem ich auf dem Weg zur Fahrbaren war und mitten auf einem schottrigen Feldweg saß und einem Fuchs auf der frisch gemähten Wiese beim Mäuseln zusah. Wäre ich zu schnell oder zu laut gewesen, hätte das sicher nicht funktioniert. Wirklich leise gehen mit den festesten Sohlen überlasse in den Profis, die wahrscheinlich mit jeglicher Sohle lautlos vorwärts kommen.
Ich habe mich schon früh auf festes Schuhwerk festgelegt, denn das war im Laboralltag beruflich genauso tragbar wie draußen im Wald oder beim Arbeiten im Holz. Wenn ich noch an die Flipflops mancher Kollegen denke wird mir ganz anders. Eine heruntergefallene Skalpellklinge, im schlimmsten Fall eine bereits benutzte, Kanülen oder auch gern mal eine der zahlreichen verwendeten Chemikalien… für nahezu alle Berufe ist eigentlich ein geschlossener Schuh vorgeschrieben. Von den Kollegen belächelt
„Um Gottes Willen, du trägst die DINGER auch im Sommer?“
habe ich mir aber meinen Teil gedacht.
Was gute gestrickte Wollsocken von Omi doch ausmachen. Zudem ich ja eh eine Frostbeule bin. Und warme Füße sind gerade beim Ansitz im Winter etwas essentielles. Wer kennt es nicht, das man mindestens einmal einen Ansitz wegen fehlerhafter Bekleidung oder Schuhwerk abbrechen musste ohne Anblick gehabt zu haben? Ein heatpack im Schuh kann da Wunder wirken, neben einem guten Handwärmer versteht sich. Dabei ist die Trockenheit des Fußes genauso wichtig wie die Isolierfähigkeit. Prägnante Momente wie das einfache Durchqueren eines Biberreviers – eben des Gewässers auf dem Foto – mit trockenen Füßen, trotz fast knietiefem Wasser, blieben hängen.
Robustes Schuhwerk verpackt auch Extreme und ist trotz alledem langlebig. Traurig dann immer die Momente, in denen man den weitgeschleppten Schuh hat gehen lassen müssen. Sohle durch, Sohle verloren, Risse in der Oberfläche.
Oder auch Schnitt in den Schuh durch Motorsäge eines Bekannten – der Socken war nicht touchiert.
„Kommst du bitte mal, ich glaub ich hab mich geschnitten…“
Aber die Schnittschutzschuhe lagen ja im Auto. Ein paar gute Schuhe weniger, eine Erfahrung reicher und mit sauviel Glück.
Was früher schwierig bis unmachbar – zudem unbezahlbar war – war das Neubesohlen der Schuhe. Heute ist es ein Service, der Hoffnung macht auf einen Schuh, den man dann tatsächlich lange tragen kann. Vor allem wenn man einen Schuh bereits eingelaufen hat.
Vor dem heutigen Hintergrund des CO2 Bilanz, des Klimawandels und der Konsumgesellschaft ist ein Augenmerk auf eine nachhaltige Produktion zu legen. Lokale Hersteller, die selektive Wahl der Rohmaterialien und eine möglichst lange Tragedauer sollten im Fokus sein. Möglichst ohne PFC und aus recycelten Materialien wäre ein Ziel um auch in dem Sektor Schuh umweltbewusst zu werden. Das Leder – bis auf das tibetische Yakleder – wird tatsächlich in Wegberg (NRW) von der Gerberei Heinen hergestellt und geliefert. Was das im Hinblick auf die verwendeten Chemikalien, deren Verbleib nach Benutzung und natürlich auch die Arbeitsbedingungen der Gerber betrifft braucht man sich nicht ausmalen, hinsichtlich der im Vergleich zu den meisten Rohleder-herstellenden Ländern doch eher strenge gesetzliche Regelung.
Was ebenfalls heute für viele eine Erleichterung ist –
verschiedene Passformen!
Zu schmale Schuhe können üble Schmerzen verursachen, ebenso der Ansatz eines Hallux valgus in einem normal geschnittenen Schuh. Wer das halbe Leben in Pumps verbracht hat, getreu dem Motto „Kleider machen Leute“ auf der Chefetage eines grossen Unternehmens, weiss, wie es sich rächen kann, wenn man den Fuß in optisch schöne aber eigentlich anatomisch verkehrte Schuhe quetscht. Tatsächlich hat der Hersteller auch hier eine Spezialpassform im Angebot.
Da wir auf kleinem Fuß leben und nur eine halbe Schuhgröße Unterschied haben, war bisher die Breite des Schuhes ein maßgebliches Kriterium zur Schuhwahl. Wenn es keine weiten Schuhe gab musste man zwangsläufig eine Größe größer bestellen. Ein Grund weshalb ich dann das eine oder andere Paar Schuhe mehr hatte, wenn der Schuh zwar in der Länge passte aber seitlich es eine Qual war ihn zu tragen. Schade, dass er keine Pumps trägt.
Schlussendlich ist die Wahl des richtigen Schuhes – je nach Anforderungen selbstverständlich – ein wesentlicher Punkt, wenn es um ein geringes Verletzungsrisiko der Bänder und Sehnen geht, um die Dauerhaftigkeit mancher Tätigkeiten wie den Ansitz, um das eigene Sicherheitsgefühl am Knöchel durch verschiedene Schafthöhen, um den sicheren Tritt im Gelände mit und ohne Wild zu bergen – man denke an die Jagd auf Gams – als auch die Fähigkeit sich je nach Bodenbelag fortzubewegen. Und immer wieder der Punkt abends trotz alledem noch locker aus dem Schuh zu steigen ohne das Gefühl zu haben
„Puh, jetzt bin ich froh die nicht mehr zu tragen“.
Nach dem Tragen vieler Schuhe unterschiedlichster Hersteller, scheine ich an dem Punkt angekommen zu sein, wo ich „meinen“ Schuh gefunden habe. Umweltfreundlich, tragbar, angenehm, robust, wiederbesohlbar und damit fast unzerstörbar und optisch tatsächlich ansprechend!