Lawinen geraten im Rahmen von Straßenbau und der Erweiterung von Gemeinden sowie im Zusammenhang mit einer klimatischen Erwärmung immer mehr zu einem gefährlichen Faktor.
In vielen Fällen lösen Tourengänger oder Skifahrer abseits der Piste Schneebretter aus dem Hang und die Folgen sind in der Regel gravierend. Aber auch exponierte Hänge in Steillage sowie Lockersteinansammlungen können zur Gefahr werden.
Um prophylaktisch Gefahren zu minimieren oder auch auszuschließen gibt es eine Reihe an temporären als auch permanenten Maßnahmen die ergriffen werden können.
Permanent bauliche Maßnahmen können sein
- Stützverbauungen – massive Schneebrücken aus Stahl, sie bremsen den Schnee
- Stützverbauungen – Netzkonstruktionen
- Lawinendämme – sie lenken Lawinen ab oder bremsen sie aus (verlangsamen oder stoppen)
- Galerien und Tunnel, sie überbrücken Gefahrenstelle so dass die Lawine gefahrlos abbrechen kann
- Schutzverbauungen als Objektschutz für einzelne Gebäude
Neben diesen Möglichkeiten gibt es auch den sogenannten forstwirtschaftlich-biologischen Lawinenschutz, mit anderen Worten der Wald als auch aufgeforstete Gebiete können einen guten günstigen Lawinenschutz stellen.
Grundsätzlich stützen die Bäume den Schnee nur ab, eine mehr als kleine Lawine vermögen sie auch nicht zu bremsen.
Durch die Pflanzen kann das Anreißen einer Lawine verhindert werden, dies jedoch ab einer bestimmten Hanglage (30°) auch nicht mehr. Neuschnee kann aufgefangen werden, die Schneedecke kann weniger Schwachschichten enthalten und ist stärker strukturiert als im freien Gelände. Der Schnee fällt im Wald auch verzögert und weniger konstant.
Der durch den Raubbau früherer Zeiten angegriffene Bergwald hat sich mittlerweile zum Teil erholt, wobei freie Windwurfflächen sowie ein Altersklassenwald und nicht ein artenreicher Mischbestand nach wie vor hinsichtlich der Lawinen ein Problem sind. Ebenso vermag ein Lärchenwald natürlich auch weniger zu bremsen als ein Bestand aus unterschiedlichen immergrünen Arten. Der Schnee kriecht aufgrund seines Eigengewichtes immer hangabwärts und ist keineswegs statisch. Lawinen brechen dort ab, wo die Schichten zum einen zu groß sind und aufgrund von Schwachschichten abrutschen. Hier ist ein weiterer Vorteil des Waldes auch der reduzierte Wind, der wenig bis keine Triebschneeansammlungen bzw. Schneeverwehungen verursacht. Ebenfalls gibt es im Wald weniger Oberflächenreif, welcher für Lawinen eine Gleitschicht ist. Totholz und nicht geräumte Windwürfe stabilisieren das Gefüge darüber hinaus noch zusätzlich. Mögliche Lawinenformen die im Wald vorkommen können sind zum einen die Wildschneelawinen (lockerer Schnee) sowie Gleitschneelawinen (Alt- und Nassschnee).
Selbstverständlich können bei Neuanlagen von Straßen, Gebäuden etc. auch planerische Maßnahmen ergriffen werden. So soll gezielt vorab eingeschätzt und erkannt werden wo und wie man möglichen gefahren aus dem Weg geht.
Temporäre Maßnahmen erstrecken sich auf Gebiete in denen die Gefahr trotz Wald oder Verbauungen nicht gebannt ist oder aus finanziellen Gründen eine permanente Maßnahme nicht möglich ist. Dazu gehören zum Beispiel in einem kontrollierten Rahmen aktive Lawinensprengungen sowie natürlich die Veröffentlichungen der Lawinenlageberichte.
Gezielte Programme zur Gefahrenvermeidung sind zum Beispiel die Schutzwaldsanierung im Lattengebirge, genauer der Weißwand bei Berchtesgaden.
Dort verläuft die 1934/35 gebaute Straße B305 zwischen Schneizlreuth und Ramsau am Fuße eines durch Steinschlag und Lawinenabgang auf südwestlich Seite exponiertem Steilhang in einem Bereich von 610 m NN bis 1500 m NN und einer Gesamtgröße von 430 ha.
Davon waren 171 ha sanierungsbedürftig bei einer Hanglage zwischen 33 und 55 °. Straßensperrungen wurden temporär eingesetzt, Lawinensprengungen wegen des Folgerisikos ausgeschlossen. Lawinenverbauungen im Bereich der Lawinengassen galten als nur partiell schützend.
Ziel sollte es sein zum einen den Schutzwald zu sanieren als auch die Lawinenanrißgebiete zu verbauen, mit dem Schwerpunkt in der
Erhaltung und Wiederherstellung eines stabilen Bergmischwaldes zum Schutz der B305.
Eine Pflanzung mit Schneeschutz der Setzlinge sowie der Bau von Stahlbrücken, -netzen, Holzrechen, Dreibeinböcken und Gleitschneenetzen wurde geplant. Die Reduktion des Wildverbisses war Voraussetzung für das Projekt.
Neben den Schneegefahren war auch hier ein durch zahlreiche Lockergesteinsansammlungen drohender Steinschlag eine unmittelbare Gefahr.
Das Vorkommen von einem übergroßen Anteil an kranken als auch toten Bäumen führte zu einer Ausweitung der bereits vorhandenen Lawinengassen.
Nachdem das Projekt 1987 begonnen wurde, wurden permanente Stützverbauungen eingerichtet, so zum einen eine 1 m hohe Erhöhung am Grund der Hänge sowie Drahtseilnetze mit Feinnetzauflage. Gegen Gleitschnee wurden Metallböcke und Gleitschneezäune eingesetzt, welche für die Naturverjüngungen bezüglich der Lichtreduktion/Beschattung besser als die ebenfalls verbauten temporären Holzrechen aus Robinie sind. Steinschlagschutzzäune wurden über mehrere Bereiche eingezogen.
Bezüglich der Aufforstung wurden standortheimische Niedergehölze in Rotten gepflanzt sowie Einzelbäume wie Fichte Tanne, Lärche, Bergahorn und Buche. Im Laufe der Jahre hat sich dadurch eine stabile gesunde Naturverjüngung ergeben.
Durch laufende Anpassungen der Maßnahmen je nach Bedarf und Veränderung der Gefahrenlage sowie eine gute Dokumentation und Wartung unter konsequent ausgeübtem Jagddruck in dem Gebiet konnte die Sanierung des Schutzwaldes und damit Sicherung der B305 erfolgreich durchgeführt werden.